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streifi

Posted on 8.4.2022

Berlin 1919. Die ersten Wahlen nach dem Krieg haben stattgefunden und erstmals durften Frauen nicht nur wählen, sie durften sich auch wählen lassen. Marlene von Runstedt und Sonja Grawitz kandidieren beide aus unterschiedlichen Gründen und schaffen es als erste Parlamentarierinnen Deutschlands in die Nationalversammlung, die in Weimar die neue Verfassung des Deutschen Reichs verfassen wird. Man muss bei diesem Buch ein wenig vorsichtig sein. Es beschreibt den Weg, den Marlene und Sonja gehen, bevor sie gewählt werden, Weimar ist eher der Schlusspunkt des Buchs. Wir lernen also die beiden von der gemeinsamen Schulzeit in den neunziger Jahren des vorherigen Jahrhunderts kennen und erfahren in Rückblenden was ihnen bis 1918 passiert ist. Diese Teile drehen sich im Großen und Ganzen um die persönliche Entwicklung der beiden und die Beziehung zu Justus von Ostwald. Während Marlene sich immer wieder entscheiden muss, ob sie lieber ihr privates Glück mit Justus genießen will, oder ihre beruflichen Pläne vorantreiben, arbeitet sich Sonja aus prekären Verhältnissen als Schauspielerin nach oben und sieht in Justus auch die Möglichkeit in der Gesellschaft aufzusteigen. In den Teilen, die in den Jahren 1918 / 19 spielen begleiten wir Marlene auch immer wieder bei ihrer Arbeit als Rechtsanwältin. Sie wird dann auch vom Kriegsministerium beauftragt die Rückführung der sogenannten Etappenhelferinnen von der Ostfront zu organisieren. Hierbei verschlägt es sie nach Warschau und sie hat dort auch die Möglichkeit mit Justus zusammen zu arbeiten. Mir hat die Geschichte an sich recht gut gefallen, allerdings bin ich weder mit Marlene noch mit Sonja so richtig warm geworden. Mir war die Dreiecksgeschichte um Justus irgendwie zu viel, vor allem da alle am Ende des Krieges bereits Mitte dreißig sind, sich in Gefühlsdingen aber manchmal eher naiv Verhalten. Wobei man dabei in Betracht ziehen muss, dass alle drei sicher Menschen ihrer Zeit sind und man heute wahrscheinlich viele Dinge anders angehen würde. Man merkt dem Buch deutlich an, wie viel Recherche die Autorin in auch kleine Details gesteckt hat. Die Geschichte mit den Etappenhelferinnen war mir komplett neu und auch die Ereignisse in Polen am Ende des Krieges waren für mich Neuland. Das Buch endet mit einem Paukenschlag und die Neugier, wie es mit Marlene und Sonja wohl weiter geht, wird geweckt. Von daher freue ich mich auf die Fortsetzung der Geschichte.

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