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Der Beweis des Puddings besteht darin, ihn zu essen Seltene Erden, Eva Reisig Therese und Lenka sind wegen der Aliens in Argentinien unterwegs. Therese ist eine unstete, junge Frau auf der Suche. Lenka eine doppelt so alte, desillusionierte Astrophysikerin, die durch die Begegnung mit Therese ein fast erloschenes Feuer in sich lodern spürt. Weil alles möglicherweise mit allem zusammenhängt, starten die beiden ungleichen Frauen ihre Suche nach Spuren außerterrestrischen Lebens. Sie tragen einen Rucksack an Fragen und unerledigten Geschichten, in der Nacht spuken diverse Problemgeister durch die Hirne der beiden Frauen. Die Frage, ob es anderes intelligentes Leben da draußen gebe, ist nur eins der angerissenen Themen, mit denen uns die Erzählfeuerwerkerin Eva Raisig in ihrem fulminanten Debutroman beschäftigt. Beide Frauen kratzen verdächtig nah am Wahnsinn und verlieren sich ein in der Suche nach Alienspuren. Wo bitte ist die nächste Irrenanstalt? Am Schildkrötenberg bekommen sie sich nach ein bisschen Sex wieder ein, um im nächsten Moment das Angebot der Dorfhexe Ana annehmen, es doch mal mit La Madre zu versuchen. Die lokale Droge wirkt unterschiedlich. Lenka scheint sich aus dem Wirrwarr zu befreien, bei Theresa hingegen wird es kompliziert. »Therese dreht den Stock zwischen den Fingern und knibbelt an den bunten Schnüren. Also, was ich … diese ganzen Wochen hier … ich frage mich, wie wir weitermachen können. Das wüsste ich gerne. Also, natürlich machen wir weiter, aber womit eigentlich genau? Ich kann nicht ewig hier … meine Eltern … also, ich wüsste gerne von der – sie schaut Ana an –, von der … äh … Madre, was das alles soll. Ob es Hoffnung gibt. Hier. Insgesamt. Versteht ihr? « Während wir im Weltall schwebend eine kleine Auszeit auf Voyager 1 genießen dürfen, kugelt Theresa im Rausch unsanft durch unverarbeitete Problemgebiete. Geht das gut aus? Vielleicht. Eva Raisig, Seltene Erden, Berlin, Matthes & Seitz 2022, 350 S., 24 Euro »Treffen sich zwei Planeten. Sagt der eine: – Na, wie geht’s? – Ach, na ja, geht so: Ich hab Homo Sapiens. Sagt der Erste: – Och, das vergeht.«