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sabinewinkler

Posted on 5.4.2022

Das Leben des Sergej Nach der Oktoberrevolution in Russland versuchen sich auch im Berlin der 1920-er Jahre zahlreiche russische Emigranten ein neues Leben aufzubauen. Viele treffen einander bewusst wieder, für andere wäre es besser, sich nicht mehr zu begegnen. Auch die Wege der Gräfin Hohenstein, des russischen Fürsten Smirnow und des ehemaligen Sträflings Sergej kreuzen sich. Smirnow organisiert für die Gräfin den privaten Glücksspielsalon für höchste Kreise, Sergej hält sich als Dokumentenfälscher über Wasser. Als der Denunziant Leschnikow auftaucht, übt jemand Rache. Das Cover ist auffällig in rot und schwarz gehalten, ein Doppeldeckerbus verweist auf die Zeit der Zwanziger und die Silhouetten der Menschen betonen das Geheimnisvolle der Geschichte. Die Kapitel haben eine angenehme Länge und aussagekräftige Überschriften. Der Schreibstil ist sehr überzeugend und lässt den Leser sofort in die Geschichte eintauchen. Anhand der Zusammentreffen unterschiedlicher russischer Emigranten in Berlin, entwickelt die Autorin eine spannende Geschichte, die von Zufällen und Verwicklungen geprägt sind. Dennoch fehlt es dem Roman zu keinem Zeitpunkt an Glaubwürdigkeit. Der Bogen spannt sich von Adligen – verarmt und echt, oder aber auch selbsternannt - über Fälscher und illegales Glücksspiel, bis hin zu anderen Betrügern und gewieften Polizisten, die ihnen auf die Spur kommen. Die Geschichte spielt in Charlottenburg, größtenteils um das Gebiet des Lietzenseeparks; die Beschreibungen der herrschaftlichen Häuser und Mietskasernen, sowie überhaupt der Einblick ins damalige Leben der Hauptstadt ist sehr gelungen. Durch das Aufgreifen des Themas russischer Emigranten erfährt man durchaus auch interessante geschichtliche Zusammenhänge, wie das Wirken der politischen Geheimpolizei des Zaren oder der Verbannung Gefangener nach Sibirien, außerdem gibt es auch köstliche kulinarische Einblicke. Zusammengehalten wird die Geschichte durch die sympathische Figur des Sergej, der sich ein neues – vorübergehendes - Leben in Berlin aufbauen kann, schließlich aber von seiner Vergangenheit eingeholt wird – sei es im negativen, wie auch im positiven Sinn. Auch alle anderen Charaktere sind genau und liebevoll ausgearbeitet, jeder hat seine Ecken und Kanten, und treibt die Geschichte damit auf interessante Weise voran. Ich durfte dieses wertvolle Buch im Rahmen einer Leserunde kennenlernen, und bin mehr als froh darüber. Von mir erhält diese wundervolle Unterhaltung mit vielen Zufällen und Missverständnissen eine absolute Leseempfehlung. Ein Buch, bei dem man definitiv traurig ist, schon am Ende angelangt zu sein.

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