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gachmuret

Posted on 4.4.2022

Chopins Trauermarsch tönt aus den Radios an diesem Tag im März 1985. Die Symbolik ist den Protagonist:innen dieses Romans vertraut - in Moskau ist wohl mal wieder jemand gestorben. Wahrscheinlich ein Generalsekretär, aber so ganz sicher ist man sich da nicht. Über allen und allem schwebt denn auch die mehrfach ausgesprochene Frage, was denn nun wohl werden werde. Die Kommunalka im fernen Sibirien (Moskau ist weit...) und hier insbesondere die Vier-Generationen-WG aus Janka, ihrer Tochter, ihrer Mutter und ihrer Großmutter dienen Katerina Poladjan als Brennglas für ein Gesellschaftsportrait. Für das Portrait einer Gesellschaft, deren Regeln schon lange hohl geworden sind, die zwar scheinbar noch wirken und gelten, deren Sinnhaftigkeit aber selbst von ihren Verfechtern nicht mehr verteidigt wird. Es ist nur ein Tag im Leben dieser Menschen, den wir begleiten, der aber umso dichter wird, je mehr Katerina Poladjan den Blick nach innen öffnet, in die Gedanken- und Gefühlswelt ihrer Protagonist:innen, in ihre Vergangenheit und ihre Sehnsüchte. Mich hat besonders ihre Sprache eingenommen, die Präzision, mit der sie Erlebnisse und Eindrücke beschreibt, die sie auch in diffusen, scheinbar magischen Momenten nicht verlässt. Es ist ihre Genauigkeit, die nachfühlen lässt, wie sich eine Zeitenwende anfühlt, von der keine:r weiß, dass sie eine Zeitenwende ist. Mich hat das sehr begeistert, wie sie sie für jede Figur eine eigene Sprache findet und sie so lebendig werden lässt. Großartig.

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