gachmuret
Lucy und Sam sind unterwegs durch die Prärie gen Westen. Mit dabei haben sie eine alte Kiste mit dem Leichnam ihres Vaters, den sie begraben wollen - doch dafür fehlen ihnen zwei Silberdollars. C Pam Zhang erzählt die Geschichte des Geschwisterpaars als Reise durch ein Land, in dem Vertrauen gefährlich ist und die Liebe sich versteckt. Das wäre noch nicht sehr bemerkenswert, solche Erzählungen aus dem »Wilden Westen« sind Legion. Doch diese vordergründige Erzählung ist nur die Folie, vor der sie ein ganzes Panorama an Geschichten öffnet, Geschichten um skrupellose Geschäftsleute, die die Träume und Sehnsüchte von Einwanderern ausnutzen. Geschichten von degradierten Menschen, die bestenfalls als Material betrachtet werden und im Zweifelsfall als Sündenböcke für gescheiterte Lebensentwürfe herhalten müssen. Geschichten von zerbrochenen Identitäten, von familiärer Gewalt, von Verzweiflung, Depression und der unstillbaren Sehnsucht danach, einen Platz in dieser Welt zu finden und sei es unter Verleugnung der eigenen Herkunft und Biographie. Sie erzählt in einer mitreißenden, sprachmächtigen Intensität, die einen Sog erzeugt, dem ich mich gerne hingegeben habe. C Pam Zhang Protagonist:innen bleiben alle nicht frei von Schuld, manche begehen schreckliche Taten und doch gelingt es ihr, sie in ihrer Komplexität und ihrer Geworfenheit in eine Welt, die ihnen überall mit Ablehnung und Hinterlist begegnet, so zu zeichnen, dass es mir unmöglich war, nicht mit ihnen zu fühlen, nicht zu verstehen, was sie antreibt.