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dorli

Posted on 3.4.2022

In seinem historischen Kriminalroman „Engel des Todes“ nimmt Thomas Ziebula den Leser mit in einen brisanten Abschnitt der deutschen Geschichte. Die Krimihandlung spielt zwischen dem 13. und 19. März 1920 in Leipzig - der erste große Aufstand gegen die Weimarer Republik, der sog. Kapp-Putsch, führt in vielen deutschen Regionen und ganz besonders in Leipzig zu Demonstrationen und bürgerkriegsähnlichen Zuständen, zahlreiche Tote und viele Verletzte sind zu beklagen. Mittendrin in diesem brodelnden Hexenkessel versucht Kriminalinspektor Paul Stainer gemeinsam mit seinen Kollegen seinen dritten Fall zu lösen und einen bestialisch mordenden Serientäter zur Strecke zu bringen - kein leichtes Unterfangen, denn der Aufenthalt in Leipzigs Straßen ist auch für die ermittelnden Kommissare lebensgefährlich. Anders als in den beiden vorhergehenden Bänden rund um den erst vor kurzem aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrten Stainer steht in diesem Krimi die politische Lage mit den Auswirkungen des Putsches und den unterschiedlichen Intentionen der einzelnen Gruppierungen im Vordergrund. Zudem ist der Täter dem Leser diesmal von Anfang an bekannt – man bekommt Einblick in seine Psyche, erfährt, was ihn antreibt und erlebt seine grausigen Taten mit. Thomas Ziebula versteht es ganz ausgezeichnet, dem Leser den Zeitgeist und die Lebensart der 1920er Jahre zu vermitteln. Der Autor hat das Schicksal seiner Protagonisten eng mit den damaligen Ereignissen verwoben - die Nachwirkungen des Krieges, die politischen Unruhen, der ganz normale Alltag in der so turbulenten Zeit und auch das langsam wieder aufblühende gesellschaftliche Leben werden greifbar dargestellt und sorgen für eine genauso abwechslungsreiche wie authentische Handlung. Die Mischung aus politischem Zeitgeschehen und spannender Kriminalgeschichte hat mir sehr gut gefallen - „Engel des Todes“ wird fesselnd erzählt und kann mit stimmigem Zeitkolorit und interessanten Charakteren überzeugen.

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