mabuerele
„...Mehr war von Otto nicht geblieben – sein Name und die Fingerabdrücke in der Wohnung seiner Eltern. Und dann war da Elke, seine Schwester, der ihre Erinnerungen keine Ruhe ließen...“ Auch Magda gibt nicht auf. Sie hofft erneut, dass man mit der neuen Errungenschaft der Fingerabdrücke eine Spur zu Otto findet, der im Alter von 2 Jahren verschwunden war. Den Autoren ist eine spannende Fortsetzung ihrer Reihe gelungen. Der dritte Band schließt zeitnah an den Vorgängern an. Der Schriftstil ist ausgefeilt und weist die eine andere oder andere Besonderheit auf. Dazu gehört auch der bayrische Dialekt von Liesl, Celias Köchin. Wir befinden uns im Jahre 1924. Magda arbeitet das fünfte Jahr als Polizeiärztin in Berlin. Gleichzeitig hat sie eine eigene Praxis, in der sie sowohl Frauen aus der Mittelschicht, als auch Prostituierte behandelt, natürlich zu unterschiedlichen Zeiten. Als Magda ins Krankenhaus gerufen wird, um Xenia van Xanten zu untersuchen, ahnt sie nicht, dass die junge Frau wenige Tage später tot sein wird. Der Fall zieht weite Kreise und bezieht viele von Magdas Bekannten mit ein. Was hat die Millionärin in Berlin gesucht? Wieder geht es um die Rechte der Frauen. Spannende Gespräche beleuchten das Thema. So muss Cläre nach dem Tod ihres Vaters feststellen, dass ihr Erbteil treuhänderisch verwaltet wird und sie keinen Platz in der Leitung der Fabrik erhält. „...Es sind oft die Mütter, die uns Frauen daran hindern, dass wir es den Männern gleichtun. Aber ich verstehe nicht, warum...“ Alwine, Cläres Mutter, ist gleichzeitig die Schwiegermutter von Celia. Der gibt sie zu verstehen, dass sie die Aufgabe hat, genügend Kinder zu gebären. Nach der Geburt der Tochter Frieda könne sie doch wieder schwanger werden. Damit aber gerät sie an die Falsche. Celia will studieren und Ärztin werden. Ab und an schimmert ein feiner Humor in der Geschichte durch. Das folgende Gespräch spielt sich ab, als Celia ihre Tochter gebiert. „...“Das geht vorbei“, meinte Josefine und tupfte ihrer Freundin Celia den Schweiß von der Stirn. „Meine Kinder sind das schönste Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe.“ „Wenn das Auspacken bloß nicht so anstrengend wäre“, japste Celia...“ Sehr gut werden die historischen Entwicklungen wiedergegeben. Das Leben im Jahre 1924 ist vielschichtig. Es gibt immer mehr Frauen, die es satt haben, die zweite Rolle zu spielen. In vielfältigen Gesprächen werden ihre Gedanken deutlich. Währenddessen haben Wagner und Mehring, Magdas Mann, mit den Ermittlungen alle Hände voll zu tun. Die Spuren reichen in die höchsten Ämter der Gesellschaft. Dort aber sind ihnen die Hände gebunden. Das Buch verfügt über einen hohen Spannungsbogen. Dazu trägen die komplexen Beziehungen der Protagonisten bei. Gleichzeitig werden Themen angesprochen, die für die damalige Zeit relativ neu waren oder die immer unter den Tisch gekehrt wurden. Das betrifft Fragen der Sexualität, aber auch psychische Erkrankungen wie Autismus. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es bekommt von mir eine unbedingte Leseempfehlung.