nina 🌸
Etwas träge LGBTQIA-Romance mit emotionalen Themen. Zur Geschichte: Ich bin leicht in die Geschichte reingekommen und es hat sich bei mir schnell ein Lesefluss eingestellt. Allerdings war ich zunächst etwas traurig über das neue Setting, da Sawyer und Darlene so deutlich weniger auftreten als von mir erhofft. Von Zelda und Beckett ganz zu schweigen... Es handelt sich hierbei definitiv um eine eigenständige Geschichte, die für sich alleine stehen kann. Ich fand es unglaublich schön, mal einen LGBTQIA-Roman von der Autorin zu lesen. Nicht-Own-Voice-Romane sind ja umstritten, aber ich persönlich finde es einfach nur toll, dass Emma Scott sich so sehr dafür einsetzt, dass es ihr ein Herzensanliegen ist und sie einen Beitrag leisten möchte, um unsere Welt und unsere Gesellschaft ein kleines Stückchen besser zu machen. Über die Authentizität der Darstellungen kann ich mich natürlich ebenfalls nur sehr bedingt äußern, aber fest steht, dass dieses Buch einige sehr sensible Themen inklusive krasser Fallbeispiele anspricht. Die Geschichte ging mir dadurch sehr nahe und hat mich stellenweise vor allem auch richtig wütend gemacht. Es ist unfassbar, was es heutzutage alles noch an schrecklichen und rückschrittigen Einstellungen, Modellen und Methoden gibt, da kann man sich wirklich nur für seine Mitmenschen schämen... Umso wertvoller und wichtiger ist es aber auch, dass Emma Scott darüber aufklären möchte. Die Geschichte ist an sich recht ruhig und plätschert so dahin, wobei oft nicht allzu viel passiert. Manche Passagen sind etwas langwierig, wodurch ich das Gefühl hatte, dass die Geschichte nur schwerfällig vorankommt, aber ich habe sie trotzdem durchweg gerne gelesen und mich dabei keine Sekunde gelangweilt, weil ich die Charaktere so sehr mochte und sie gerne auf ihrer gemeinsamen Reise begleitet habe. Etwas mehr Schwung und Pep hätten diesem Buch aber definitiv nicht geschadet. Ich mochte sehr, dass die Autorin auf inszeniertes und künstliches Drama verzichtet hat, da die sensiblen Themen und zentralen Konflikte der Geschichte definitiv genügend emotionale Inhalte boten, aber so richtig mitreißen konnte mich dieses Buch damit leider nicht. Ich war nicht so überrascht und überwältigt wie ich es sonst bei den Werken der Autorin bin. Auf emotionaler Ebene konnte mich diese Geschichte durchaus abholen. Viele Szenen haben mich zu Tränen gerührt und beim Lesen unheimlich viele verschiedene Emotionen in mir hervorgerufen: Trauer, Angst, Wut, Liebe, Schmerz, Verzweiflung, Ekel, Mitleid und Hoffnung. Ich glaube fest daran, dass Emma Scott gar nicht dazu in der Lage wäre, ein nicht-emotionales Buch zu schreiben, dennoch hat mich "Someday, Someday" nicht so sehr ergriffen und zerrissen wie ich es mir gewünscht hätte. Ich bin diesbezüglich einfach mehr von Emma Scott gewohnt. Die Liebesgeschichte hat mir insgesamt zwar gut gefallen, aber sie hat mich leider nicht vollends erreicht. Ich weiß auch gar nicht so genau, warum es so gewesen ist, aber es war so. Vielleicht liegt es doch daran, dass es sich hierbei nicht um eine Own-Voice-Geschichte handelt, vielleicht aber auch nicht. Schlussendlich habe ich die Liebe von Max und Silas einfach nicht so sehr gefühlt wie erhofft. Hinzu kommt, dass mir manche Konfliktlösungen etwas zu leicht und wohlwollend erschienen, aber insgesamt mochte ich das Ende der Geschichte sehr und kann verstehen, warum die Autorin sich so entschieden hat. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus der Sicht von Max und Silas in der ersten Person Singular erzählt. Beide Protagonisten haben sehr bewegende Geschichten mit schmerzhafter Vergangenheit, die mir unter die Haut gingen. Sie sind beide unglaubliche starke, tapfere und liebenswerte Charaktere mit Stärken und Schwächen, die man einfach in sein Herz schließen muss. Max habe ich mich ein bisschen näher gefühlt als Silas, womöglich aber auch nur weil ich ihn schon aus dem zweiten Band der Reihe kannte. Zu Silas verspürte ich leider immer eine gewisse Distanz, was sehr schade war, da mir sein Charakter so vielversprechend und tiefgründig erschien. Ich hätte ihn gerne noch besser kennengelernt. Faith ist ein toller Nebencharakter und hat sich schnell in mein Herz geschlichen. Sie hat die Geschichte aufgelockert und mich zum Lachen gebracht, fast wie eine zweite Darlene. Eddie mochte ich ebenfalls unheimlich gerne, ein Spin-off zu seiner Geschichte wäre ein Traum! Manche Charaktere wurden mir allerdings auch etwas zu starr und überzogen gezeichnet, damit spiele ich insbesondere auf die Eltern von Silas und Max an. Ich bezweifele keinswegs, dass es Menschen wie sie gibt, aber sie erfüllten doch schon sehr viele Klischees... Zum Schreibstil: Emma Scott's Schreibstil ist wie immer wundervoll! Einfühlsam, authentisch, lebendig und greifbar. Ihre Worte gingen mir nahe und haben mich zutiefst bewegt. Sie sind ausdrucksstark, poetisch und fühlen sich unglaublich echt an. Ich liebe ihren Schreibstil wirklich sehr! Fazit: Ich glaube das Ganze klingt hier jetzt wieder viel kritischer als es eigentlich war. Ich habe dieses Buch sehr gerne gelesen und jede Seite davon genossen, aber "Someday, Someday" zählt für mich trotzdem zu den schwächeren Werken der Autorin. Allerdings hat sie die Messlatte mit ihren bisherigen Werken auch wirklich hoch gehängt. Es ist ein wundervolles Buch mit tollen Protagonisten, das ich gerne empfehle, aber es ist kein emotionales Highlight, das einem das Herz zerreißt - zumindest mir nicht. 3,5 - 4/ 5 Sternen ⭐️