Matzbach
"Schatten in der Friedrichstadt" von Susanne Goga ist bereits der achte Roman über den Berliner Mordermittler Leo Wechsler. Dieses Mal führen ihn seine Ermittlungen in die pulsierende Welt des Zeitungswesens der Weimarer Republik. Ein renommierter Reporter, heute würde man ihn Enthüllungsjournalist nennen, besitzt die Angewohnheit, auf dem Dach des Berliner Ullsteinhauses zu schreiben. Eines Tages stürzt er ab, wobei ziemlich schnell klar wird, dass es sich nicht um einen Unfall, sondern um einen Mord handelt. Kommissar Leo Wechsler steht jedoch zunächst vor dem Problem, dass das Mordopfer, ein zurückgezogen lebender Mann, der zudem stets ein Geheimnis über seine aktuellen Reportagen machte, wenig Spuren, die zu konkreten Verdächtigen führen, gibt. Ein Obdachloser, dessen Schicksal auf eine frühere Berichterstattung des ermordeten zurückzuführen ist, erweist sich schnell als unschuldig, sodass die Mordkommission weiter mit leeren Händen dasteht. Liegen das Mordmotiv etwa im politischen Bereich? Wegen seiner liberalen Grundhaltung wurde der Reporter heftig von konkurrierenden Gazetten aus dem nationalistischen Lager angefeindet, doch reicht das aus, um daraus ein Mordmotiv abzuleiten? Wechsler und seine Mordkommission geraten wegen ihrer Arbeit selbst ins Visier der rechten Presse, doch am Ende gelingt ihnen ein Durchbruch, der zwar zur Überführuing des Täters führt, aber auch einen schalen Beigeschmack hinterlässt, weil ein Intrigant im Hintergrund vorerst ungeschoren davonkommt. Stoff für den nächsten Roman? Wieder einmal gelingt es Susanne Goge, den Leser mit einer spannenden Krimihandlung aus dem Berlin der 20er Jahre zu fesseln. Neben den überwiegend fiktiven Figuren spielen dieses Mal außer dem unvermeidlichen Gennat auch weitere zahlreiche historische Perönlichkeiten aus der Pressewelt mit.