mabuerele
„...Louise öffnete das Fenster. Eine kräftige Prise Seeluft bauschte die Vorhänge auf und ließ die Karten an der roten Schnur tanzen. Bald war die Feriensaison auf Pellworm zu Ende...“ Zuvor aber sollte noch eine Tagung der „Rungholtfreunde“ stattfinden. Es sind Archäologen, Ethnologen und Historiker, die sich darüber streiten, wo einst die untergegangen Stadt Rungholt gelegen hat. Louise war für deren kulinarische Versorgung verantwortlich. Die Autorin hat erneut einen spannenden Krimi geschrieben, wobei das Genre Krimi nur eine Seite des Buches beschreibt. Es geht auch um Geschichte und nicht zuletzt um kulinarische Genüsse. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Er unterstützt spannende Szenen, kreiert aber auch Phasen der Ruhe. Das Treffen erhält in diesem Jahr eine besondere Brisanz. Ein Jugendlicher hatte wenige Tage zuvor unter anderem ein altes Siegel im Watt gefunden. Die Exkursion hätte ihm fast das Leben gekostet. Die Eltern haben die Fundstücke abgegeben. Komischerweise scheint das Siegel aber nirgendwo angekommen zu sein. Adrian, ein Journalist, der darüber berichtet hat, ist verschwunden. Als einer der Teilnehmer ebenfalls im Watt tot aufgefunden wird, geht die Polizei von einem Unfall aus. Er hat im Seenebel den Weg nicht mehr gefunden. Zu dem Zeitpunkt weiß ich als Leser es allerdings schon besser. Und auch Louise glaubt an Mord. Sie nimmt die Spuren auf. Davon ist die neue Inselpolizistin alles andere als begeistert. Sie scheint Louise sowieso auf dem Kicker zu haben. Louise hat sich aber auch eine weitere Aufgabe gestellt. Sie möchte in Kochbuch schreiben. Bei ihrer Recherche im Internet kommen ihre Zweifel. „...Sie ahnte, sie würde in der Flut der Kochbücher untergehen wie Rungholt während des großen Sturms. Auf Nimmerwiedersehen in den Fluten der Kulinarik verschwunden, um nie wieder aufzutauchen...“ Sie braucht eine besondere Idee. Noch ahnt sie nicht, dass die Umstände um den Kriminalfall ihr bei der Ideenfindung helfen werden. Zu den Höhepunkten der Tagung gehört eine Wattwanderung. Friedhelm Nannen, der Senior der Gruppe, fasst gekonnt die Erkenntnis zusammen, stellt die beiden möglichen Ideen über Lage und Wirtschaftsbeziehungen von Rungholt gegenüber und will so ausgleichend wirken. „...Nicht Gottesfrevel, nein schlicht und einfach das Nichtbeachten der Naturgesetze ließ Rungholt scheitern. Durch den Salztorfabbau geriet das flache Land unter den Meeresspiegel.Was taten die Menschen dagegen, von den Meeresfluten weggespült zu werden?...“ Natürlich führt mich die Autorin bei den Ermittlungen gekonnt auf Irrwege, die auch Louise geht. Am Ende aber werden alle losen Fäden geschickt verknüpft. Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Mehr davon!