Yvonne Franke
"Kurt Krömer" lautet der Autorenname auf dem Cover, auch wenn der eine Kunstfigur ist und wir hier die Geschichte ihres Erfinders Alexander Bojcan erzählt bekommen. Gut gemacht, wenn das dazu führt, dass mehr Menschen dieses Buch lesen. Denn auch wenn Bojcan im Vorwort erklärt, er würde gern jetzt einmal für alle die Historie seiner Depression ausbreiten, damit dann Ruhe ist, ist dieser Text in Wahrheit eine große Hilfe. Zunächst einmal für Menschen, die mit einer bereits diagnostizierten Depression leben und hier erfahren, dass es Hoffnung gibt. Dass es da draußen Menschen gibt, die einem wirklich helfen können. Bojcan schildert seinen Klinikaufenthalt ehrlich mit all den damit verbundenen Ängsten, aber auch den Glücksmomenten, den guten Tränen, die beweisen, dass sich etwas löst. Er entlarvt den eigenen Perfektionismus als größten Stressfaktor, als permanenten unnützen Druck. Der stolzeste Moment während seiner Zeit in der Klinik ist der, in dem er sich traut, zu spät zur Gruppensitzung zu kommen und Freude dabei empfindet. Und man beglückwünscht ihn dazu an diesem wunderbaren Ort. Die Wertschätzung für die eigenen Bedürfnisse, so begreift man schnell, ist das hilfreichste Vehikel, das der Autor für sich entdeckt hat und es tut gut, da mal genauer hinzuschauen.