sbs
1923 – ein spannendes Schicksalsjahr in Deutschland. Die junge Weimarer Republik, das von Frankreich besetzte Ruhrgebiet, Kommunisten, Nationalsozialisten und die Inflation haben Spuren in diesem Jahr hinterlassen. Armut und Hunger auf der einen Seite, rauschende Feste auf der anderen. Dazu politische Verwicklungen, die es in sich haben. All das wird in diesem Buch interessant und spannend präsentiert. Das Buch ist ähnlichem einem Jahreskalender, in zwölf Kapitel unterteilt, die nur so strotzen von historischen Informationen. Die Einleitungen in den jeweiligen Monat mit einer kurzen Zusammenfassung, dem steigenden Brotpreis (der die Inflation verdeutlicht) und den Bildern fand ich sehr gelungen. Es gibt die großen politischen Geschichten, Anekdoten von bekannten und (heute) unbekannten Menschen, die die Lebenssituation deutlich machen. Die politischen Extreme werden veranschaulicht, ihr Aufeinandertreffen. Deutlich wird, wie es ein Hitler schaffen konnte die Zeit für sich zu nutzen und die Grundlagen für sein späteres Führerdasein zu bereiten. Gleichermaßen interessant fand ich jedoch die Geschichten des kleinen Mannes. Der Schreibstil ist eingängig und ansprechend, die Zusammenstellung der Geschichten, Ausschnitte und Anekdoten gut gewählt, sodass es mir nie langweilig wurde. Und dennoch liest man dieses Buch nicht mal so eben nebenbei oder in einem Rutsch. Vieles recherchiert man weiter, nachdem der Autor den Leser aufmerksam gemacht hat. Selbst wer glaubt, dass er einiges weiß, wird immer noch Neues entdecken können, denn es findet wirklich ein Querschnitt der Gesellschaft ihren Platz, nicht nur die Größe aus Politik, Kultur und dergleichen. Es ist zwar ein historisches Sachbuch, jedoch nie angestaubt, sondern kurzweilig und unterhaltsam. Ich empfehle dieses offensichtlich sehr gut recherchierte Buch gerne weiter. Interesse für die Geschichte muss man mitbringen, aber ohne das wird man sowieso wohl kaum zu diesem Buch greifen. Hat man dieses, wird man sicher gut unterhalten.