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julemaus94

Posted on 24.3.2022

Zu experimentell Frauen eine Stimme zu geben ist wichtig, sie muss aber auch gehört werden. Ob das mit diesem Buch so unbedingt klappt, wage ich zu bezweifeln. In einer Erzählung mit sehr autobiografischen Zügen präsentiert uns Natasha Brown die Geschichte einer jungen weiblichen PoC im Finanzwesen Londons. Ihre alltäglichen Erfahungen sind von Sexismus und Misogynie bestimmt, selbst ihre Beziehung zu einem jungen weißen Mann sind nicht frei von Rassismus. Lediglich in einem Bereich ihres Lebens kann sie vollkommen selbstbestimmt entscheiden. Die Themen sind hart, wie hart sie wirklich sind, kann man als weiße, privilegierte Leserin wohl kaum erahnen. Aber die als Gedankenkonstrukt gestaltete Geschichte gibt schon einen vage aufschlussreichen Einblick. Allerdings ist mir das Ganze in der Gestaltung leider zu experimentell und abstrakt geraten. Selbst auf den wenigen (knapp 100) Seiten fällt es mir schwer bei der Sache zu bleiben und hinter die vielen Andeutungen und unausgesprochenen Dinge zu blicken. Um eine wirkliche Beziehung zu der Protagonistin aufbauen zu können, fehlt das Füllmaterial. Die Themen sollen doch eigentlich wütend oder zumindest nachdenklich stimmen. Wenn aber selbst bei der Protagonistin keinerlei Emotionen erkennbar sind, wie soll der Leser sich denn dann beeinflusst fühlen? Ich habe wirklich viele Hoffnungen in dieses Buch gesetzt, nicht zuletzt, weil es so hochgelobt und prämiert ist. Diese Hoffnungen und die Realität kommen leider nicht zusammen.

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