nina 🌸
Eine solide Reihenfortsetzung mit Luft nach oben. Zur Geschichte: Der Einstieg war für mich überhaupt kein Problem, da ich beide Teile der Dilogie unmittelbar hintereinander gelesen habe. Davon abgesehen werden die wichtigsten Ereignisse hier aber auch noch einmal wiederholt. Im Mittelteil hat sich die Geschichte leider wieder ziemlich gezogen - Es gab zu wenig Spannung und Aktion. Die Geschichte plätscherte so dahin und bestand mehr aus Planung und Gesprächen als aus Taten und Kämpfen. Es ist einfach nicht so viel passiert wie ich es mir nach dem ersten Band erhofft hatte. Trotzdem ließ sich das Buch durchweg flüssig lesen und hat mich zu keiner Zeit richtig gelangweilt. Ich habe es allein schon gerne gelesen, da ich den grundlegenden Plot und das Worldbuilding so spannend fand. Außerdem erfahren wir hier endlich mehr Details und Hintergründe zum gesamten Handlungskonzept, welche mich faszinieren und begeistern konnten. Richtig fesseln und mitreißen konnte mich die Storyline hier aber leider trotzdem nicht, zumindest nicht so sehr wie ich es mir erhofft hatte. Die Liebesgeschichte hat mir hier dafür deutlich besser gefallen als noch im ersten Teil der Reihe. Es gab mehr Emotionen und Drama, wodurch sie mich endlich voll und ganz abholen konnte. Allerdings hätte ich mir gewünscht, dass sie sich in eine andere Richtung entwickelte, aber das lag mehr an meinem persönlichen Missfallen gegenüber dem männlichen Love Interest als an der Umsetzung der Liebesgeschichte an sich. Auf emotionaler Ebene war trotz deutlicher Steigerung immer noch Luft nach oben offen. Von der Auflösung bzw. dem Ende des Buches hatte ich mir ebenfalls noch ein bisschen mehr erhofft. Es war keinesfalls schlecht gemacht, aber manche Punkte wirkten auf mich noch etwas unausgereift und einfach nicht ganz so gut wie sie es hätten sein können. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass hier Potenzial verschenkt wurde. Zu den Charakteren: Die Geschichte wird aus verschiedenen Perspektiven in der ersten Person Singular erzählt. Es gibt Kapitel aus der Sicht von Bree, Celdon und Cassian. Bree's innerer Konflikt wird sehr greifbar dargestellt, sodass ich mich hier überraschend gut in sie einfühlen und hineinversetzen konnte. Auch wenn ich ihr Handeln leider nicht immer ganz verstehen konnte, so habe ich ihr Wanken zwischen Damals und Heute sehr gut nachempfinden können. Sie steht zwischen den Stühlen und muss ihren Weg finden. Bree durchläuft hier eine tolle Charakterentwicklung und lernt endlich, sich selbst anzunehmen - Mit allem, was dazugehört. Celdon ist mir leider nie so richtig sympathisch gewesen und das hat sich hier auch nicht geändert. Ich hatte von Anfang bis Ende so meine Problemchen mit ihm, aber das muss euch selbstverständlich nicht genauso gehen. Ich hatte beim Lesen allerdings auch das Gefühl, dass die Kapitel aus seiner Sicht hauptsächlich dazu da waren, um Bree's Verhalten während ihrer Aussetzer zu beschreiben und nicht, weil Celdon wirklich etwas zu sagen gehabt hätte, so hart das jetzt auch klingen mag... Cassian ist ein interessanter, vielschichtiger und facettenreicher Charakter, den ich gerne noch besser und intensiver kennengelernt hätte. Mehr Kapitel aus seiner Sicht wären definitiv eine feine Sache gewesen. Sie gaben ihm mehr Tiefe und halfen mir dabei, ihn und seine Beweggründe besser verstehen zu können. Die Charaktere sind der Autorin wirklich unheimlich gut gelungen. Sie sind individuell, vielschichtig und gut durchdacht. Sie sind nicht leer und inhaltslos, sondern haben interessante, eigenständige Persönlichkeiten inklusive ihnen eigentümlicher Motive und Ambitionen. Ich konnte mich hier deutlich besser in sie einfühlen und hineinversetzen als noch im ersten Band. Ich mochte an ihnen vor allem, dass sie nicht Schwarz oder Weiß bzw. komplett Gut oder Böse sind, sondern in Grauzonen wandeln. Zum Schreibstil: Der Schreibstil der Autorin ist wirklich toll und wird ihrer Geschichte und deren faszinierendem Worldbuilding damit definitiv gerecht! Carolin Herrmann schreibt phantasievoll, bildlich, atmosphärisch und besonders. Manchmal beschreibt sie dabei vielleicht etwas zu ausschweifend, was zu Längen führt, aber es heizt natürlich auch die eigene Vorstellungskraft an. Fazit: Carolin Herrmann hatte mit der Welt rund um "Flügelschatten" in meinen Augen eine wahnsinnig gute Idee, deren Umsetzung ihr aber leider nicht hundertprozentig gerecht wurde. Zudem hatte ich mir von der Reihenfortsetzung einfach noch etwas mehr erhofft als ich hier bekommen habe. Insgesamt kann ich euch diese Dilogie aber trotzdem weiterempfehlen, insbesondere wenn ihr auf der Suche nach außergewöhnlicher Fantasy seid und euch nicht so leicht von ausschweifenden Beschreibungen abschrecken lasst. 3,5/ 5 Sterne ⭐️
