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joberlin

Posted on 23.3.2022

In seinem neuen Roman untersucht Christoph Poschenrieder die Entwicklung einer Freundesgruppe. Seit Kindheitstagen ist man vertraut, nun soll einer von ihnen einen Mord begangen haben. Wie ist das möglich, sie kennen ihn doch gut – unvorstellbar, nein er war es nicht. Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, versucht die Gruppe nun über Jahre und Jahre die Unschuld des Freundes zu beweisen. Christoph Poschenrieder geht es nicht um die Aufklärung des Mordes - hier kann sich die Leserschaft nach und nach selbst ein Urteil bilden - es geht ihm vielmehr um die Entwicklung dieser Freundschaft, warum steht die Gruppe auch Jahre nach der Verurteilung noch zum Gefangenen und setzt alles daran, ihn zu unterstützen, ihm zu helfen und ihn zu befreien? Der Roman ist sehr geschickt aufgebaut, die Geschichte entwickelt sich aus wechselnden Perspektiven, dabei schreibt der Autor gekonnt variabel im jeweiligen Duktus der erzählenden Person. Es stellt sich dabei heraus, dass die Gruppe bei der Verhaftung des Freundes gar nicht mehr so eng beisammenstand, ja dass jeder wohl ohne den Mord, die Verhaftung und den Prozess schon längst eigene Wege gegangen wäre. "Und auf einmal hatten wir wieder etwas, das uns verband" – und wir gegen die anderen, heißt es jetzt. Doch es zeigen sich Risse, Misstrauen breitet sich aus, mit Süffisanz wird mittlerweile die Lebenshaltung der jeweils anderen kommentiert. Glauben wirklich alle noch an die Unschuld des Freundes? Christoph Poschenrieder beobachtet seine Protagonisten – und lässt sie mal sarkastisch, mal naiv, mal distanziert, mal liebevoll – nach außen jedoch stets loyal wirken. Vielleicht räumt er ihnen im Mittelteil ein bisschen zu viel Sprechzeit ein … interessant und spannend liest sich der Roman - der übrigens auf einem tatsächlichen Kriminalfall beruht - auf jeden Fall.

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