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Fina

Posted on 22.3.2022

Gestaltung: Ich finde die Aufmachung des Buches sehr cool, weil es mich direkt an "Vicious" von V. E. Schwab erinnert hat, das ich grandios fand. Für mich sieht die Kombination aus Rot und Schwarz sofort nach düsteren Machenschaften, Geheimnissen und Mordgelüsten aus. Erst später habe ich gesehen, dass diese schicke Ausgabe eine Neuauflage ist, die mir optisch auch um einiges besser gefällt als das deutsche Ursprungscover aus dem Rowohlt Verlag. Ich wurde direkt von der Optik gecatcht und wollte gerne erfahren, was für eine Persönlichkeit sich hinter dem dunklen Kerl im Mantel verbirgt. Darum geht's: Unser Protagonist Stark kehrt nach vielen Jahren aus der Hölle zurück und will vor allem eines: Rache nehmen an denen, die ihn verraten und seine Geliebte getötet haben. In den Straßen von L. A. macht er sich auf die Suche nach früheren Bekannten und ehemaligen Verbündeten, die alle in die vorherrschende Magie der Welt eingeweiht sind. Und besonders einer soll bluten für das, was er ihm und seiner großen Liebe damals angetan hat... Idee/ Umsetzung: Ich mag ab und an solche düsteren, etwas abgewrackten Settings und Figuren gerne, weil sich dahinter häufig spannende Schicksale verbergen und die Atmosphäre beim Lesen einzigartig beklemmend und schaurig sein kann. Die Geschichte bringt die Atmosphäre des Covers sehr gut herüber. Als Magier Stark auf die Erde zurückkehrt, ist erst mal alles in seinem Leben einsam und trist. Schauplätze wie heruntergekommene Bars, dunkle Hinterhöfe und schmutzige kleine Wohnungen sind genau das: derb, kalt und bedrohlich. Diese Art von Kulisse muss man mögen, denn auch im weiteren Verlauf der Geschichte wird es nicht gerade freundlicher, weder die Menschen und ihr Umgang miteinander, noch die Schauplätze des ganzen. Die Atmosphäre des Buches bleibt die ganze Zeit über bedrückend und düster. Figuren: Die Figuren passen gut in die Geschichte hinein, auch wenn sie in meinen Augen nicht allzu ausgereift gezeichnet wurden. Am besten lernen wir Protagonist Stark kennen, der einen gewissen schwarzen Humor mit sich bringt. Manches fand ich ganz nett, z. B., dass die Hölle immer als Backofen bezeichnet wird, aber insgesamt hatte ich mir etwas mehr intelligenten Humor und witzigen Schlagabtausch zwischen den Figuren erhofft. Die Dialoge waren eher eintönig, die Sprache insgesamt simpel gehalten. Ich bin außer Stark niemandem so richtig nahe gekommen, weil alle typische Bösewichte waren, mal etwas origineller und gewieft beschrieben, mal ziemlich 0815. Bei Stark kommt die emotionale Komponente des Verlusts seiner Geliebten ins Spiel, was aber eher am Rande miterzählt wird. Ich konnte leider nicht wirklich eine tiefergehende emotionale Beziehung zu einem der Charaktere aufbauen. Handlung: Die Fantasy Elemente der Geschichte mochte ich teilweise gerne, anderes fand ich ziemlich ausgelutscht. Die Idee, dass Stark in der Hölle gelebt hat und Luzifer persönlich kennt, fand ich äußerst spannend. Er erzählt immer mal wieder von seinen Erlebnissen aus dieser Zeit, ich hätte mir gewünscht, dass die Geschichte etwas früher einsetzt und wir mitbekommen, wie es dort aussieht und wie die Leute dort leben. Die Vorgeschichte hätte mich hier wesentlich mehr interessiert als die eigentliche Handlung. Die übergeordnete Fantasy Thematik bezieht sich auf das recht klassische Motiv "Himmel vs. Hölle", was nicht so meins ist. Engel kommen vor, und auch andere Schattenwesen, aber nicht in neuer oder besonders ausgeklügelter Form. Starks Magier Fähigkeiten waren ganz interessant beschrieben, aber auch nichts neues. So entsteht hier ein recht typisches Urban Fantasy Setting, das Fans dieses Subgenres gut gefallen könnte. Mir war es an vielen Stellen etwas zu gewöhnlich und verbraucht. Der Verlauf der Handlung war erstaunlich plätschernd dafür, dass das Buch mit rasanter Spannung und schnellen Schnitten beworben wird. Es liest sich tatsächlich ein bisschen wie ein Actionfilm mit einzelnen Szenen und einem sehr simplen Plot: Es geht die ganze Zeit nur darum, dass Stark Menschen aus der Vergangenheit ausfindig macht, bedroht, Gewalt anwendet oder von ihnen bei der Suche nach seinem Erzfeind unterstützt wird. Das fand ich etwas dünn und zudem teilweise langatmig erzählt. Die fehlende Kapiteleinteilung hat auch nicht unbedingt dazu beigetragen, dass das Erzähltempo angezogen wurde, es wirkte etwas "aneinandergereiht". Zudem gibt es einige überdrehte, skurrile Szenen in dem Buch, die wahrscheinlich lustig sein sollen, mir aber deutlich too much waren, wie in einem trashigen Action-Splatter-Streifen. Ende: Am Ende wird es nochmal spannend und actionreich, wenn auch nicht überraschend. Eigentlich kann man sich die ganze Zeit denken, wie das Buch ausgeht. Da es der Auftakt einer längeren Reihe ist, wird einiges offen gelassen, was mich aber nicht so sehr reizt, als dass ich weiterlesen wollen würde. Dafür gibt es zu wenige spannende Themen Abseits der Rachegelüste Starks und der konkurrierenden Mächte in dieser Welt. Fazit: "Höllendämmerung" überzeugt mit einem düsteren L. A. Setting, abgewrackten Figuren und einem eigensinnigen Humor. Mir war es an mancher Stelle zu derb und abgedreht erzählt. Die Spannung blieb häufig auf der Strecke, was an dem simplen Plot lag. Es gibt sicherlich Fans dieser Erzählweise, meinen Geschmack hat es leider weniger getroffen.

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