Bücher in meiner Hand
Macht das Spass, diesen dritten Band zu lesen! Es ist, als ob man selbst jährlich auf der Sommerfrische in Norderney weilt. Als ob man sitzend, Kaffee trinkend und Torte essend in einem Café Victoria Berg und Christian Hinrich zusieht, wie sie zur Wache oder ins Hotel eilen. Oder man sie auf der Promenade antrifft, grüsst, und sich überlegt, zu welchem Zeugen oder Verdächtigen sie wohl gerade gehen. Und welch ein Vergnügen, zu sehen, wie grosse Augen die machen, wenn Hinrich seine Polizeimarke aufblitzen lässt. Ja, richtig gehört, Hinrich ist nun Kriminalassistent. Seinen ersten offiziellen Fall hat er, als er kaum beide Füsse auf Norderney gesetzt hat. Im Eiskeller des Hotels werden zwei Leichen gefunden. Ein unbekannter Mann und die Kaltmamsell des Hotels. Den Begriff bzw. den Beruf der Kalkmamsell kannte ich bis anhin nicht, ihre Arbeitsbeschreibung fand ich informativ. Viel mehr aber interessierten mich die Ermittlungen, die ein wenig anders als sonst abliefen. Wie gesagt darf Hinrich nun offiziell mit seiner Marke herum wedeln, dafür muss Victoria kürzer treten, denn ihr Vater ist nach einem Herzanfall zur Erholung auf der Insel. Konrad Berg trifft zwar auf eine alte Bekannte und lässt sich von ihr in Beschlag nehmen, aber Victoria ist doch nicht so frei wie sonst. Den Tod an der Kaltmamsell nimmt sie sehr persönlich, denn bei ihr findet sie etwas, das ihrer Mutter gehörte oder dem Teil zumindest sehr ähnlich sieht. Sie behält das erst mal für sich, und man weiss da schon, das könnte noch für Turbulenzen sorgen. Doch erst wird sich Christian noch über Gendarm Kuddel Müller ärgern und über seinen Kumpel Willy, ein Kleinganove, der ihn auf die Insel begleitet hat. Auch über Victoria, denn sie ist gewohnt leichtsinnig unterwegs, weiss aber nicht, dass sie dieses Mal echt in Gefahr ist. Die beiden stechen mit ihren Ermittlungen in ein Wespennest und sind einer ganz grossen Geschichte auf der Spur, das weit in die Vergangenheit zurück geht. Das "Sommerfrische auf Norderney"-Setting macht wie immer Spass, die Kriminalgeschichte ist fesselnd und spannend erzählt (wie bisher alle drei Bände), und auch hier fliesst wieder viel Zeitgeschichtliches mit ein. Man will so schnell wie möglich auslesen, um zu erfahren, wie der Fall ausgeht. Gleichzeitig aber ist man traurig sobald man ausgelesen hat. Denn dann heisst es wieder ein Jahr warten, bis zur nächsten Sommerfrische, obwohl man am liebsten den nächsten Band gleich weiter verschlingen würde. Bleibt zu hoffen, dass Elsa Dix die Ideen nie ausgehen mögen! Fazit: Schade, findet die Sommerfrischer nur einmal jährlich statt - sonst hätte man vielleicht noch öfters das Vergnügen Victoria und Christian beim Ermitteln anzutreffen. Absolute Leseempfehlung! 5 Punkte.