WriteReadPassion
Könnte eine durchweg charmante Geschichte sein ... ist sie aber nicht! Bewertung: Das Cover scheint zu der Geschichte sehr zu passen. Mir gefällt vor allem, dass es kreativ farblich erstellt wurde und nicht eine echte junge Frau gesetzt wurde. Das mag ich nämlich nicht so. Aber diese Kombination von gemalter Frau und den Farben sieht toll aus. Die Aufmachung ist wirklich ein Hingucker! Die Blumen und der Titel sind mit Relief-Druck aufgesetzt. Falls das jemand nicht kennt, es erinnert an Windows Color. Der innere Buchdeckel ist ebenfalls schön designt mit Teegeschirr und Pudel. Sieht richtig englisch süß aus. Sie Seitenzahlen zieren kleine schwungvolle Muster, nur die Kapitelzahlen nicht, was mich erstaunt. Dafür sind zwischen den Seiten immer wieder kleine Zeichnungen gesetzt. Auf dem Cover ist ein Handy abgebildet, was erstmal gar nicht zum Rest passt. Aber zur Geschichte passt es sehr gut. Ich habe den Titel mit dem Hashtag auch gar nicht richtig in Verbindung gebracht - erst, als ich ein paar Seiten gelesen habe. Dann hat es bei mir "Klick" gemacht. Für mich sind die Hashtags vor jedem Kapitel etwas irritierend gewesen, weil ich dachte, sie gelten dem Kapitel davor. Aber nach zwei Kapiteln wurde mir klar, sie beziehen sich auf die Kapitel, die noch kommen. Als Zoe im 19. Jahrhundert landet, werden aus den Hashtags handgeschriebene Briefe. Ich kann ehrlich nicht viel mit solchen Geschichten anfangen, die so modern mit sozialen Medien interagieren. Auch die Jugendsprache dazu ist für mich etwas schwer verständlich. So erging es mir mit "Kate in Waiting" und so ergeht es mir mit dieser Geschichte auch. Besonders das erste Kapitel finde ich etwas geschwollen in der Jugendsprache. Danach geht es gut. Mir gefällt, dass die unterschiedliche Art der Sprachen in den ersten Kapiteln realistisch erzählt werden. Also Zoe's Jugendsprache im 21. Jahrhundert und die vornehme Sprache im 19. Jahrhundert. Die beiden kollidieren realistisch miteinander. Ich habe schon Geschichten gelesen, da konnte die Protagonistin auf einmal perfekt die alte Sprachart sprechen, obwohl sie nie in irgendeiner Weise Kontakt zu dieser Zeit gehabt hat. Bei Zoe ist das anders, sie ist Fan von dieser Zeit und das bekommt der Leser auch erzählt, sodass es glaubhaft rüberkommt. Leider verhaspelt sich die Autorin immer mehr mit der realistischen Sprache einer 15-Jährigen. Was in der ersten Hälfte noch charmant trotz der Fehler ist, ist in der zweiten Hälfte nur nervig. Plötzlich kennt Zoe Wörter, die selbst ich nicht kannte. Am Anfang ist es noch realistisch, weil Zoe Fan von historischen Romanen ist, aber die Art, wie sie sich im Laufe der Zeit immer gehobener ausdrückt, findet sich nicht in Büchern. Selbst damalige Zofen werden nicht so gesprochen haben, da sie keine Bildung hatten genießen dürfen. Dafür musste man vor allem zur reichen Gesellschaft gehören, wenn man eine Frau war. Dass sie trotz ihrer Eigenheiten kein Misstrauen bei den Menschen dort erregt ist wiederum logisch von der Autorin gemacht. Zoe erzählt immer, dass diese Zofenschule sie das gelehrt habe und alle glauben das. Ob das so realistisch ist, muss jeder selbst entscheiden. Jedenfalls gibt es hier realistische Gründe, wieso Zoe mit allem durchkommt. Es ist eben eine besondere Schule. Was völlig unrealistisch rüberkommt sind die Schwierigkeiten, die mit der Zeit einhergehen. Zoe hat sich an alles sofort gewöhnt. Wenn jemand vom 21. Jahrhundert plötzlich ins 19. Jahrhundert katapultiert wird, dann hat er mehr als heftige Schwierigkeiten, und das betrifft nicht bloß die Sprache. Die Kleiderordnung, die Gesellschaftsnormen - vor allem für Frauen -, die Lebensformen wie Schlafkammern, Hygiene und und und ... Bei Zoe ist aber nichts davon ein Problem. Dieses Thema wird von der Autorin einfach rausgeschrieben. Wahrscheinlich wollte sie den süßen Charme, den der Verlauf nimmt, nicht zerstören, aber ein paar Unzulänglichkeiten würden das Ganze überhaupt nicht gefährden. Im Gegenteil, es wäre realistischer. Die Autorin überspringt auch die Anfangszeit von Zoe dort. Sie kommt in der Zofenschule an, ist 10 Minuten dort und fährt in ihre neue Stellung. Fertig. Dann erfahren wir erst nach 10 Tagen, was mit ihr ist. Gerade diese ersten Tage sind wichtig für das Verständnis des Verlaufes bei Zeitreisen. Es fehlt einfach ein wichtiger Grundstein. So wirkt ihre problemlose Anpassung total unrealistisch. Vielleicht hatte sie welche, aber sie erwähnt es gar nicht und wir lesen auch nichts davon. Man merkt leider bei allen Personen, die Zeitreisende sind, dass sie auch welche sind. Es gibt da keinerlei Spannung. Ob das Hayden oder die Marquise ist, man verrät hier gar nichts, was nicht auch direkt lesbar ist, also gibt es faktisch keinen Spoiler dazu. Bei Hayden ist es sogar schlimmer, da verraten Klappentext und Prolog schon, dass er einer ist. Und selbst wenn man das weggelassen hätte, die Autorin hat es so spannungslos und rätsellos in der Szene geschrieben. Man hat also keinerlei Chance zu raten, man weiß es direkt. Was total rätselhaft bleibt, ist die Tatsache, dass Hayden dort eine Familie hat, wie geht das? Das hat mich die ganze Zeit umgetrieben und gestört. Es wird immer von seiner Mutter und seinem Vater berichtet, die ja eigentlich nicht seine Eltern sind ... ah, das kann jetzt lange gehen, aber ich spare mir das. Zoe und Hayden scheinen auch generell mit allem sofort klarzukommen, keinerlei Probleme. Die ganzen Zwischenschritte bis dahin fehlen und hinterlassen Wissens- und Unlogik-Lücken. Die im Klappentext ebenfalls erwähnte Beziehung zwischen Zoe und Hayden ist kalt. Das ist auch enttäuschend. Gerade für ein Jugendbuch müsste so eine erste Jugendliebe etwas Feuer fangen. Aber man spürt gar nichts zwischen den beiden. Es wird halt von Zoes Seite nur erzählt, dass sie ihn mag, und das kommt auch sehr zögerlich und spät. Da ist für mich gar nichts zu spüren. Vor allem wirkt das zwischen ihnen total künstlich gewollt. Hayden schießt sich auf einem Ball sofort auf Zoe ein, das ist mehr als unrealistisch. Die Charaktere im Allgemeinen sind eher blass gehalten, bis auf Zoe. Man erfährt nicht viel über die einzelnen Akteure, das kann in Band 2 anders aussehen. Also ich verstehe den Sinn des Mitternachtsclubs nicht, der den Beginn darstellen soll, bevor Zoe in die Zeit zurück reist. Es wirkt auf mich chaotisch und unstrukturiert, planlos. Irgendwie total unnötig künstlich aufgesetzt von der Autorin, damit Zoes Verschwinden irgendwie erklärt werden kann. Das wäre aber auch ohne so eine merkwürdige Party gegangen. Dann gibt es noch einige Merkwürdigkeiten, die ich hier nicht auflisten möchte. Die Whisper-Whisper-Briefe sind leider nicht sehr aussagekräftig, eher flach und oberflächig. Dafür, dass sie an eine Freundin geschrieben sind, sind sie echt kurz und flach. Die Begeisterung der Damen verstehe ich nicht. Auch die Themen sind für diese Zeit meistens total belanglos und passen eher ins 21. Jahrhundert. Mir fallen etliche Themen ein, die Zoe für die Damen hätte schreiben können. Das hätte die Autorin besser machen können. Es endet offen, aber auch mit vielen Fragen, bei denen ich mir sicher bin, dass sie nicht mal in Band 2 gelöst werden. Dafür gibt es schon hier keinen Anhaltspunkt. Ein richtiges Show-Down gibt es nicht. Selbst die Aktionszenen hinterlassen Fragen, die ungeklärt bleiben. "Es ist billig, eine Löwin in einem Käfig aufzuziehen und dann zu verspotten, weil sie sich vor der Freiheit fürchtet. Obwohl, vielleicht würde sie sich gar nicht fürchten, sie bekommt sie nur niemals angeboten." (Seite 206) Fazit: Das ist eines dieser Werke, wo mir die Leseprobe gar nichts bringt, denn die ersten Kapitel sind sehr charmant, trotz Makel, und ließen sich sehr schnell lesen. Es strotzt von Unlogikkeiten ... Es hat nichts damit zu tun, dass ich keine Jugendliche mehr bin. In diesem Alter wäre mir der Surrealismus auch aufgefallen, ich konnte das noch nie leiden. Zu behaupten, solche Bücher sind eher was für Jugendliche, unterstellt, dass diese nicht logisch denken und somit Unlogik nicht deuten können. Als ob Unlogik bis zu einem Alter okay wären, totaler Quatsch. Mit 12 Jahren hätte ich das genauso kritisiert. Die Jugendsprache kann man auf das Alter schieben, aber keine Norm, die gehalten werden muss in allen Altersklassen und Genre. Das Buch liest sich trotz der Fehler schnell durch. Die Fehler in der ersten Hälfte habe ich noch weggelacht, weil es so charmant war, aber in der zweiten Hälfte wird es immer kurioser und unrealistischer. Daneben sind auch einige Logikfehler, die nicht aufgeklärt sind. Ich hatte dann richtig Mühe, das Buch zuende zu lesen. Sehr schade! Mich hat es sehr enttäuscht, nachdem ich so begeistert war. Und ich bezweifle, dass Band 2 dem etwas entgegensetzt. Hier passt die Beschreibung "Außen hui, innen pfui", wenn auch in etwas übertriebener Manier ganz gut. Das Beste ist die Aufmachung. Dazu will ich erwähnen, dass es äußerst selten und ungewöhnlich ist, dass ein Hardcover soviel kostet wie eine Klappbroschüre. Dieses Buch kostet nur 15 Euro, das ist sehr überraschend. Klappbroschüren kosten 13-17 Euro, je nach Verlag und Seitenanzahl. Ich merke immer wieder, dass die Verlage die Preise willkürlich setzen, da scheint kein festes System bezüglich Kosten dahinterzustecken, sondern eher die Gewinnspanne wichtig zu sein. Das hier ist wieder so ein Beispiel, dass das aufzeigt. Vielen Dank an den Verlag für das bereitgestellte Leseexemplar! Die Leserunde fand ich sehr erfrischend! COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐⭐⭐ AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT/LÄNGE) ⭐⭐⭐⭐⭐ GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐⭐⭐ VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐⭐⭐ GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐ ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐,🌠 ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐ HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐ CHARAKTERE ⭐⭐,🌠 Gelesen am 7. März 2022