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naraya

Posted on 17.3.2022

Byongsu Kim ist ein Serienmörder, doch seine letzte Tat liegt bereits 25 Jahre zurück. Seit er seine Adoptivtochter Unhi bei sich aufgenommen hat, hat sich vieles verändert. Als jedoch eine neue Serie von Morden die Nachbarschaft erschüttert, erkennt Byongsu durch Zufall bei einem Auffahrunfall in seinem Gegenüber einen Gleichgesinnten und damit den Täter. Um Unhi zu schützen, beschließt er, den letzten Mord seines Lebens zu begehen – denn seine Demenz hat ihn fest im Griff und droht, ihm die Kontrolle zu entreißen. Kim Young-Has besonderer Roman erschien bereits im Jahr 2020 als gebundene Ausgabe und wurde nun als Taschenbuch neu aufgelegt. Inhaltlich ist der Titel absolut Programm: Wir lesen die Aufzeichnungen des Protagonisten, die er anfertigen muss, um irgendwie gegen den Verlust seines Gedächtnisses ankämpfen zu können. Somit teilen wir auch seine Verwirrung über bestimmte Begegnungen und Gespräche und entdecken schon bald Widersprüche in seinen Worten. Manche Einträge umfassen nur wenige Zeilen, manche immerhin ein paar Seiten; das Buch eignet sich somit sowohl zum dosierten, als auch zum Lesen in einer einzigen Sitzung. Im Verlauf der Handlung verschwimmen die Grenzen zwischen der Realität und Byongsu Kims Wahrnehmung davon immer mehr. Verzweifelt versucht er, sich an seinem Alltag festzuhalten - aus Angst, die Ermordung seiner Tochter nicht verhindern zu können. All das findet schließlich seinen Höhepunkt, als Unhi ihren neuen Partner mit nachhause bringt: eben jenen Serienmörder, den ihr Vater unbedingt zur Strecke bringen will. „Aufzeichnungen eines Serienmörders“ ist nicht nur ein klug erzählter Krimi mit einem überraschenden Ende, sondern auch eine Dokumentation dessen, was Demenz im Verstand eines Menschen und vor allem im Leben seiner Angehörigen anrichten kann. Byongsu Kim ist dabei ein unheimlich spannender Charakter, dem zwar das Schuldbewusstsein für seine grausamen Taten fehlt, der einem in den knapp 150 Seiten des Romans mit seiner Liebe zur Lyrik und seinem Pragmatismus aber auch irgendwie ans Herz wächst. Was für eine Lektüre!

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