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Inhalt: Es soll ein entspannter Urlaub werden, eine Zeit, in der es Aurel und Romy vielleicht gelingen wird, ihre prekäre Beziehung zu kitten. Ancora, die Destination, liegt mitten in der Wildnis. Abgeschieden von jeglicher Zivilisation. Die Wasserversorgung erfolgt direkt aus einer Quelle. Hier nutzt man Öllampen für die Beleuchtung und Lebensmittel werden lokal angebaut. Das Dorf besteht aus Holzhütten und in der Mitte des Dorfplatzes befindet sich ein Brunnen ohne Wasser, hier halten die Bewohner gerne Zwiesprache. Direkt nach der Ankunft scheint noch alles wunderbar. Die kleine Gruppe wird von der Wortführerin von Ancora, Ava, empfangen, die sich in einem weißen Umhang mit Blumenkette vorstellt. Jeder sucht sich sein Zimmer und schnell haben sich die Neuankömmlinge an die Umgebung gewöhnt. Während Romys bester Freund Jannis sofort in dem alternativen Leben aufgeht, tut sich Aurel allerdings eher schwer. Romy hingegen wird von einem merkwürdigen Gefühl heimgesucht. Sie scheint am Ziel einer Reise angekommen zu sein, die ihr helfen könnte Antworten zu finden. Denn seit einiger Zeit geschehen merkwürdige Dinge, die bei ihr Fragen aufwerfen. Immer wenn ihr Gefahr droht, scheint die Zeit still zu stehen. Warum, das weiß Romy nicht. Gelegentlich greift sie zu ihrem Notizbuch und schreibt in Gedichtform ihre Gedanken nieder. Das Buch ist die Arbeit einer Kassandra, verschriftliche, unheilvollen Nachrichten aus der Zukunft. Die Freunde haben sich noch nicht eingelebt, da passieren schon die ersten gruseligen Dinge. So steht zum Beispiel ein Mann mit einer Holzmaske vor dem Gesicht an Romys Fenster und bewirft dieses mit Kieseln. Als wäre das nicht schon unheimlich genug, findet Romy im Wald kurz darauf blutrot bemalte Steine, die das Wort „HILFE!“ bilden. Sie entdeckt mitten auf einem Feld ein Kind mit einem Raben auf der Schulter, dass von einer Sekunde auf die andere plötzlich verschwunden ist. Und dann steht plötzlich die Zeremonie an. Die Feuerprobe, die es den Bewohnern ermöglichen soll, herauszufinden, ob sie in Ancora bleiben wollen oder nicht. Als bei den Feierlichkeiten Romys Name gezogen wird, ist diese nicht sonderlich enttäuscht. Viel eher ist sie neugierig. Sie stellt sich den Prüfungen und begibt sich damit nicht nur in Gefahr, sondern sie kommt Dingen auf der Spur, die vielleicht besser nie aufgedeckt hätten werden sollen. Meinung: „Ancora – Die Zeit ist gegen dich“ beginnt wie ein klassischer Horrorfilm. Schon auf den ersten Seiten merkt der Leser, dass in dem abgelegenen Gebiet irgendwo im Nirgendwo, nicht alles mit rechten Dingen zugeht. Ihm wird ein LKW-Fahrer namens Erik vorgestellt, der auf seiner Tour durch einen Zufall Ancora nahekommt. Ein langgezogener schmerzerfüllter Schrei in der Dunkelheit, ein Mädchen – vielleicht siebzehn oder achtzehn Jahre alt - das in einem zerfetzten weißen Kleid mit Blutspritzern darauf und einem verweinten Gesicht auf ihn zukommt. Das um Hilfe bettelt und ihn, nachdem sie in den LKW eingestiegen ist warnt, dass sie, wird Erik nicht bald losfahren, sterben werden. Kein Wunder also, dass man auch im weiteren Verlauf, als die Jugendlichen Aurel, Romy und Jannis beschließen, ihren Urlaub in Ancora zu verbringen, stets ein ungutes Gefühl beim Lesen in sich verspürt. Immer wieder geschehen mysteriöse Dinge. Immer wieder treten auch unter den Jugendlichen Spannungen auf. Durch die wenigen Informationen, die nur tröpfchenweise geliefert werden, gerät man als Leser stark ins Grübeln. Was ist vor Jahren in Ancora geschehen? Was geschieht noch heute hier? Schon das Prequel deutet an, dass es Bewohnern oder auch Gästen (?) des Dorfes nicht einfach gemacht wird, dieses jemals wieder zu verlassen. Doch auch die Aussage eines Dorfbewohners, dass es hier Dinge gibt, über die man besser schweigt, und dass man das Dorf nicht so schnell verlassen kann, wenn man es erst einmal betreten hat, hinterlassen ein ungutes Gefühl. Das Buch ist an unsere Wirklichkeit angelehnt, hat aber auch einige Fantasyelemente, was es von unserer Realität abhebt. Fazit: „Ancora – Die Zeit ist gegen dich“ gelingt es, Fantasy- und Horrorelemente mit jenen des klassischen Thrillers zu vermischen. Die Geschichte ist nicht immer unvorhersehbar und leider manchmal klischeelastig. Geschickt werden aber diverse Zeit- und Handlungsebenen etabliert, die zum Miträtseln einladen. Man bekommt eine Geschichte geliefert, die Fans von Mystery-Serien wie „Twin Peaks“, „Lost“ und „Akte X“ gefallen wird. Ein verlassenes Dorf, in dessen Nähe vor Jahren ein Chemiewerk in die Luft geflogen ist, Dorfbewohner, die ganz offensichtlich einiges zu verschweigen haben und drei Jugendliche, deren Beziehungsstatus ungeklärt ist. All das macht neugierig. Zum Ende hin, das im Übrigen durchaus gelungen ist, zeigt der Autor leider nicht, dass er "show, don't tell“ beherrscht. Buchzitate: Oft finden wir aber nur deshalb keine Antworten, weil wir uns die falschen Fragen stellen. Die Kälte hat sich in der Zwischenzeit durch meine dünne Jacke gefressen und nagt an meiner Haut. Mein Verstand scheint regelrecht eingefroren. Da ist der Wald. Der Wald und ich.