auserlesenes
Bayern im Jahr 1956: Marlene Landmann, genannt Leni, zieht es mit 20 Jahren vom beschaulichen Hebertshausen in die Metropole München. Im elterlichen Geschäft hat sie schon einige Erfahrungen im Friseurhandwerk gesammelt. Nun macht sie sich daran, ihre Träume vom Leben in der Großstadt zu erfüllen, und bewirbt sich erfolgreich bei dem vornehmen Friseursalon Keller. Ihr älterer Bruder Hans studiert Medizin, ist mit dieser Berufswahl aber unzufrieden. Werden beide ihr Glück machen? „Der Salon - Wunder einer neuen Zeit“ ist der Auftaktband einer historischen Familiensaga von Julia Fischer. Meine Meinung: Der Roman besteht aus 34 Kapiteln mit einer angenehmen Länge. Sie werden eingerahmt von einem Prolog und einem Epilog. Mit Ausnahme des Prologs, der im Juli 1951 spielt, ist die Handlung auf das Jahr 1956 datiert. Sie fokussiert sich auf die Stadt München und das Umland. Der Aufbau ist übersichtlich und funktioniert prima. Erzählt wird die Geschichte aus sich abwechselnden Perspektiven, beispielsweise aus der Sicht von Leni und der von Hans. Der Schreibstil ist wunderbar anschaulich, atmosphärisch und bildhaft. Authentische Dialoge und gelungene Beschreibungen lassen das Geschehen vor dem inneren Auge lebendig werden. Protagonistin Leni ist ein zugleich sympathischer und interessanter Charakter. Ihre Gedanken und Gefühle lassen sich prima nachvollziehen. Ihre Geschichte habe ich sehr gerne verfolgt. Auch Hans und die übrigen Figuren wirken lebensnah und verfügen über ausreichend psychologische Details. Die Autorin ist mir wegen ihrer vielschichtigen und tiefgründigen Liebesromane bekannt, die mit ihren attraktiven Settings auf unterhaltsame Weise viel Wissenswertes vermitteln. In ihrem neuen Roman beweist Julia Fischer, dass sie auch auf dem Gebiet der historischen Familiensaga überzeugen kann. Neben einer erfreulich breiten Themenpalette bietet der erste Band der „Salon“-Reihe interessante Fakten zum Friseurhandwerk jener Tage, zum gesellschaftlichen Leben in den 1950er-Jahren, zum historischen München und einiges mehr. Die vorbildlich umfassende Recherche der Autorin ist an etlichen Stellen im Roman spürbar. Ein Beleg dafür ist auch das Verzeichnis mit Quellen zum Weiterlesen. Auf rund 500 Seiten bleibt die Geschichte abwechslungsreich und kurzweilig. Die Handlung ist durchweg schlüssig und kohärent, aber dank mehrerer überraschender Wendungen nicht zu durchsichtig. Zudem konnte mich die Geschichte immer wieder berühren. Etwas gestört hat mich lediglich, dass am Ende noch ein paar Fragen zu viel offen sind und der Auftaktband somit schlecht für sich allein stehen bleiben kann. Das schmälert meinen äußerst positiven Gesamteindruck allerdings nur wenig. Die liebevolle Aufmachung der Klappenbroschur mit dem stimmungsvollen, nostalgisch anmutenden Cover gefällt mir sehr. Der Titel klingt leider etwas beliebig, aber passt dennoch. Mein Fazit: Mit „Der Salon - Wunder einer neuen Zeit“ hat Julia Fischer meine hohen Erwartungen ein weiteres Mal nicht enttäuscht. Der Auftaktband macht Lust auf den zweiten Teil der historischen Familiensaga, den ich mit Sicherheit ebenfalls lesen werde. Bis zu dessen Erscheinen empfehle ich den ersten Roman sehr gerne weiter.