Yvonne Franke
Was erstmal wie ein niedliches kommunistisches Kochbüchlein daherkommt, beinhaltet in Wahrheit die elegante Poesie der Literatur-Nobelpreisträgerin Louise Glück. Die allerdings kommt einem tatsächlich so nahe, dass man sie fast schmecken kann. Das titelgebende Gedicht "Winterrezepte aus dem Kollektiv" zum Beispiel erzählt von der gegenseitigen Abhängigkeit zwischen Mensch und Natur, vom Altern, von der Härte des Winters, von Bonsais und fermentiertem Moos, vom Überleben und vom Sterben. Der Bonsai ist ein gutes Bild für die Miniaturuniversen, die in Louise Glücks Poesie stecken: der Natur entnommen, aber in eine ganz eigene Form gebracht. Geduldig, präzise aber auch gnadenlos. Auch zu empfehlen für Menschen, die sich sonst mit Lyrik schwer tun. Denn Glück schreibt erzählerisch mitreißend, entwirft ungewöhnliche, vielfältige, filmisch wirkende Settings. Erschienen bei Luchterhand, zweisprachig, im englischen Original und jeweils gegenüber in der großartigen Übersetzung der Lyrikerin und Psychoanalytikerin Uta Gosmann, die bereits 2019 für die Literaturzeitschrift "Sinn und Form" Werke von Louise Glück übersetzte. Seht es Euch an, es wärmt.
