Fina
Gestaltung: Beide Bücher, so auch wieder Band 2, sind sehr schön aufgemacht. Band 1 hatte einen rauen Papierschutzumschlag, Band 2 ist nun ein blankes Hardcover, hat aber ebenfalls wieder diese ansprechende Oberflächenstruktur, die sehr gut zu dem Naturfokus der Geschichte passt. Da ebenfalls wieder Jonathan Klassen die Illustrationen für das Buch gemacht hat, passt das Bild auf dem Cover perfekt zum Vorgänger. Innen sind auch wieder mehrere Schwarz-weiß Zeichnungen enthalten, die eine schöne Ergänzung zum Text darstellten und mir das Lesen versüßt haben. !!!Kann SPOILER zum ersten Band enthalten!!! Darum geht's: Nachdem Pax und Peter in Band 1 getrennte Wege gegangen sind, hat sich so einiges verändert. Während der Krieg seine Spuren in der Natur hinterlassen hat und die Menschen mit dem Wiederaufbau beginnen, hat Pax eine Familie gegründet und lernt, was es heißt, für diese da zu sein. Doch so ganz bekommen sich Peter und Pax nach wie vor nicht aus dem Kopf, bis sie nach einer längeren Reise nach Jahren wieder aufeinandertreffen... Idee/ Umsetzung: "Mein Freund Pax" lebte insbesondere von den bildhaften Naturbeschreibungen, der innigen wachsenden Freundschaft zwischen Pax und Peter und ihrem gemeinsamen Weg. Deswegen war ich erst mal etwas skeptisch, ob und wie die Autorin den Faden von Band 1 wieder aufnehmen würde. Sie hat in sehr geschickter Weise erzählt, was, besonders emotional, in der Zwischenzeit bei unseren beiden Protagonisten passiert ist. Beide befinden sich inzwischen in neuen Lebensabschnitten. Während Peter sehr stark damit zu kämpfen hat, die Verluste in seinem Leben, seines Vaters und Pax' zu verarbeiten, wächst Pax in die Rolle des Fuchsvaters hinein und wendet sich insbesondere seiner kleinen Tochter sehr liebevoll zu. Wir erleben wieder abwechselnd aus beiden Perspektiven, wie die beiden sich auf eine Reise begeben und dabei wieder etwas mehr zu sich selbst, und auch abermals zueinander finden. Die Stimmung des Buches ist nach meinem Empfinden etwas gedrückter als in Band 1. Wo Pax' und Peters Freundschaft uns Hoffnung und Zusammenhalt gelehrt haben, beginnt dieses Buch schwermütig, insbesondere in Peters Welt. Ich konnte sehr mitfühlen, dass er sich von der ganzen Welt verlassen fühlt, und deshalb beginnt, jeden Menschen von sich zu stoßen, um nicht mehr verletzt werden zu können. Das hat mir an einigen Stellen wirklich wehgetan, aber es hat sehr authentisch illustriert, wie tief Peters Zorn und Trauer berechtigterweise sitzen. Da konnten auch tolle Nebenfiguren wie Vola oder sein Team zur Wasseraufbereitung wenig dran ändern. Im Laufe der Geschichte vollzieht Peter wirklich eine ganz tolle Entwicklung, die bildlich beschrieben wurde und mich sehr viel Hoffnung und Zuversicht gelehrt hat. Davon hat diese Geschichte besonders gelebt und unseren Peter wieder ins Leben zurückgeholt. Wie, das müsst ihr natürlich selber lesen. Pax ist ebenfalls in der Zwischenzeit sehr an seinen Aufgaben gewachsen. Ich fand es rührend mit anzusehen, wie er seinen Nachwuchs begrüßt, mit seiner Partnerin interagiert und sich letztendlich mit seiner Tochter auf eine abenteuerliche Reise begibt, während der er ihr die Welt zeigt und erklärt. Seine Perspektive fand ich etwas weniger greifbar, was natürlich verständlich ist, wenn es die Sichtweise eines Fuchses ist. Dennoch habe ich deshalb Peters Abschnitte immer etwas lieber gelesen, weil da in der Gefühlswelt mehr passierte. Die Handlung des Buches ist unaufgeregt und ruhig, die eigentliche Veränderung vollzieht sich in unseren Figuren. Das muss man wissen, wenn man sich auf diese Geschichte einlässt. Ich fand es sogar noch einen Tucken ruhiger erzählt als Band 1, da die Interaktion zwischen Mensch und Tier über den größten Teil des Buches entfällt. Was mir besonders positiv aufgefallen ist, sind die wunderbaren Beschreibungen der Natur, der Wälder, Wiesen und Gewässer. Dafür hat die Autorin wirklich ein gutes Händchen. Manchmal fand ich es tatsächlich etwas zu ruhig, da die Tagesabläufe sich immer wiederholen und die Tristesse auch das Lesetempo bei mir etwas heruntergezogen hat. Doch die Leser*innen von Pax kennen den Schreibstil der Autorin ja bereits, und werden hiervon nicht weiter überrascht sein. Ende: Das Ende kam mir dann doch etwas zu schnell. Während die Geschichte im Mittelfeld dahinplätscherte, waren mir die entscheidenden Endszenen etwas zu fix abgehandelt. Das Ende an sich fand ich dafür sehr gut von der Autorin gewählt, es war emotional und hat zu der ganzen langfristigen Entwicklung von Pax und Peter gepasst. So habe ich das Buch mit einem seligen Lächeln geschlossen. Es gibt sogar Potenzial für eine weitere Fortsetzung. Fazit: Pax und Peter haben mit dieser Fortsetzung einen würdigen Nachfolger bekommen, der ihre Geschichte sehr emotional und atmosphärisch weitererzählt. Mir war es in Teilen manchmal etwas zu ruhig, dafür ist die Botschaft des Buches wirklich gut herübergekommen und gerade die leisen Töne hatten eine große emotionale Gewalt. Ich hätte diese Fortsetzung nicht unbedingt benötigt, doch für alle Fans von Pax ist dieser zweite Band sicherlich eine schöne Ergänzung.