Susanne Matiaschek
Nachdem mich schon die Born Trilogie von Linus Geschke wahnsinnig begeistert hat, kam ich nicht umhin, auch seinen neuen Thriller lesen zu wollen. Ein Thriller, in dem nichts ist, wie es scheint. Wie sagt man so schön? Halte deine Freunde nah bei dir, aber deine Feinde noch viel näher. Nicht ohne Grund. Linus Geschke punktet auch hier mit eindringlicher Erzählkraft. Oft monoton, nicht immer auf ein Ziel hindeutend, aber dennoch mit einem gewissen Nervenkitzel, versteht er es gekonnt, den Leser zu fesseln und definitiv nicht loszulassen. Marc, Henning und Sarah stehen hier ganz klar im Fokus und doch erfährt man das meiste über Marc und Sarah. Ich muss leider zugeben, dass mir niemand richtig sympathisch war. Aber das macht erstmal überhaupt nichts. Denn sie verstehen dennoch sehr in den Bann zu ziehen. Zumal man eigentlich nie weiß, wer schwerwiegendere Geheimnisse mit sich herumträgt. Diese dreier Konstellation empfand ich schon bald als sehr grenzwertig, denn drei sind immer einer zuviel. Zumal es sich hier auch um ein Pärchen handelt. Das Problem besteht aber nicht in dieser Konstellation. Das Problem besteht in dem Mord, der stattgefunden hat oder eben nicht. So richtig sicher, kann man sich da leider nie sein. Zumal sich Marc und Sarah immer wieder in Unwahrheiten verstricken. Doch wer ist hier wirklich Täter oder Opfer und was zum Teufel, hat Little Corn Island damit zutun. Die Erzählweise ist sehr ungewohnt, hat mir aber sofort gefallen. Denn wir begleiten Marc und Sarah bei ihren Vernehmungen. Und nach und nach erfährt man darüber auch ihre eigene Geschichte. Ich kam nicht umhin, diese Dunkelheit und den tiefen Graben zu spüren, der sich zwischen ihnen auftat. Henning und Marc kamen mir oft wie kleine Jungs vor, die zu viel und zu schnell alles wollten. Dabei jedoch von ihrer Naivität geblendet schienen. Insbesondere bei Henning war das deutlich spürbar. Das dies so nicht funktionieren kann, wurde schnell klar. Zumal die Risse in der Freundschaft immer größer wurden und niemanden dazwischen ließen. Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich keinen Schimmer hatte, wie die Geschichte tatsächlich ausgehen würde. Die Auflösung hat mich demzufolge ziemlich überrascht. Überrascht aufgrund der Perfidität und Skrupellosigkeit ,die dahinter lag. Erschüttert über die Gerechtigkeit und Wahrheit, die man sich selber schuf. Erschüttert darüber, wie perfide man agiert und darüber hinaus auf niemanden Rücksicht nimmt. Mich konnte Linus Geschke auch hier wieder begeistern, weil er aufzeigt, wie schnell sich das Leben im Bruchteil einer Sekunde ändern kann. Wie tief und rasant man in den Abgrund rutschen kann, ohne dies auch überhaupt nur zu bemerken. Man sich niemals in Unschuld reinwaschen kann. Je mehr Zeit man in der Dunkelheit verbringt, umso mehr lechzt sie nach dir und hinterlässt Spuren. Fazit: In seinem neuen Thriller punktet Linus Geschke mit unterschwelliger Spannung und einem Psychodrama, in dem die Rollen nie ganz klar verteilt sind und es am Ende in einen überraschenden Showdown mündet. Perfide, abgründig und definitiv Stoff, der zum nachdenken zwingt. Drei Freunde – 1 Mord. Und verdammt tiefe Abgründe die zum Handeln zwingen. Definitiv eine Empfehlung.