Bücher in meiner Hand
Im Auftakt zur dreiteiligen Lütteby-Reihe von Gabriella Engelmann lernen wir zuerst mal Lina kennen. Sie arbeitet in der Touristeninformation, zusammen mit der Aushilfe Rantje und Chef Thorsten. Doch der liegt nach einem Unfall im Krankenhaus, weshalb sie eine Stellvertretung bekommen. Jonas hängt sogleich den Supermanager raus, so als ob er in einer internationalen Firma in einer Grossstadt arbeiten würde - dass hier alles viel familiärer zu und her geht, muss er erst noch lernen. Wäre er nur nicht so attraktiv, denkt Lina. Ihre beste Freundin Sinje ist die Dorfpfarrerin, verlobt mit Gunnar, und neben ihrer Arbeit mit Hochzeitsvorbereitungen beschäftigt. Von Gunnar bekommt man nicht so viel mit, er wirkt eher unsympathisch und man würde Sinje dringend raten, die Hochzeit abzublasen, damit sie weiterhin glücklich bleibt. Glücklich würde Sinje aber auch, wenn sie die Spukvilla kaufen könnte. In der sogenannten Spukvilla starb laut Sage vor fast 400 Jahren ein Mädchen. Laut Sage sollen Liebende aus den Nachbarorten Lütteby und Grotersum nicht zueinander finden. Beides, Spukvilla und Sage, ist Sinje egal, sie möchte ihre Pläne für die Villa und dem Grundstück gerne umsetzen können. Lina wohnt seit ihrer Rückkehr nach Lütteby in einer Wohnung im Haus ihrer Grossmutter Henrijke, die sie grossgezogen hat. Henrijke besitzt das Lädchen am Marktplatz, wo Lina oft auch aushilft. Am Marktplatz befindet sich u.a. noch das Modestübchen, das Café der Französin Amelie sowie ein apulisches Restaurant. Die Ladenbesitzer und Gastroniebetreiber treffen sich regelmässig zum Austausch, auch hier gilt: man kennt sich. Und hält zusammen, vor allem gegen Bürgermeister Falk, der so manche blöde Idee hat, die nicht zu Lütteby passt. Das Glückstagebuch aus dem Klappentext hatte Lina schon längst gefunden (nicht erst jetzt). Die glückliche Liebe allerdings nicht, die hat sie vor sechs Jahren mit der Trennung von Olaf verloren. Jetzt, wo Lina das erste Mal Gefühle aufbaut, taucht ebenfalls das erste Mal seit sechs Jahren ihr Ex Olaf, auf - Lina lässt ihm zu viel durch. Genauso wie bei anderen Personen, die munter Gerüchte streuen. Lina ist aber auch selbst schuld daran, ihr Verhalten gleicht diesbezüglich manchmal einem Teenie. Zum Glück merkt sie das selbst, wenn auch erst Seiten später. Unter anderem auch deshalb mochte ich Sinje lieber als Lina. In diesem Kontext erleben wir einige Monate im Leben der Charaktere mit. Am Ende von jedem Kapitel taucht man kurz ins Jahr 1634 ab, da wird die Sage erzählt. Vor jedem Kapitel steht ein Motto, oft sind es norddeutsche Sprichwörter. Insgesamt ist es eine nette, mehr oder weniger friedliche Geschichte. Dies auch dank dem gewohnt flüssigen Schreibstil der Autorin, so dass man den Roman schnell ausgelesen hat - und dann total erstaunt, denn, Achtung: Dieser erste Band "Die Liebe tanzt barfuss am Strand" endet offen. Ich hätte zumindest erwartet, dass einer der Erzählfäden zu einem Ende kommt und die anderen Geschichten in den beiden Nachfolgebänden weiter erzählt werden. Doch hier bleibt absolut alles offen. Man sollte diesen ersten Band also nur lesen, wenn man eh schon vor hat alle drei Bände zu lesen. Hier mit dem Gedanken einfach mal rein zu lesen und dann je nach Gefallen weiter zu lesen oder eben nicht, kann enttäuschen. Ich habe zwar vor, alle Bände zu lesen, aber hätte ich das mit dem offenen Ende im Voraus geahnt, ich hätte mit dem Lesen gewartet, bis alle drei Bände veröffentlicht sind, oder zumindest bis der zweite Band vorliegt, um gleich weiter lesen zu können. Wenigstens dauert das nur einige Monate und nicht ein ganzes Jahr. Man sollte die drei Bände als Einheit sehen, und nicht als teilabgeschlossene Bände. Deshalb plätschert die Story halt einfach vor sich und Höhepunkte bleiben aus. Fazit: Ein irgendwie netter Auftakt, aber mit einem, in allen Belangen, offenem Ende. 3.5 Punkte.