Buchdoktor
Fabio Genovesi schreibt mit seinem Buch einen Liebesbrief an sein Lieblingstier. Nach einem Exkurs zu Feriensommern, die er bei seiner verwitweten Großmutter verbrachte, schlägt er einen großen Bogen von Menschen, die von der Existenz riesiger Meeresbewohner überzeugt waren, lange bevor sie tatsächlich gesichtet wurden, bis zu denen, die unbeirrt forschten, Tiere bestimmten und sammelten, auch wenn sie sich damit zum Gespött ungläubiger Zeitgenossen machten. So können wir als Leser mit Genovesi ins Heimatdorf seiner Großmutter reisen, wo er nicht nur lernt, bei völliger Dunkelheit den Sternenhimmel wahrzunehmen, sondern auch, dass Neues nur entdeckt werden kann, wenn zuvor jemand ein Bild oder einen Traum hatte, ohne das Gesuchte je gesehen zu haben. Wer nicht träumt, wird auch nichts entdecken. Die Macht von Geschichten verbindet Forscher, Finder, Zuhörer von Seemannsgarn und Chronisten, wie z. B. die Spender der Votivtafeln für aus Seenot geretteter Matrosen. Pfarrer Don Negri aus Ravenna, der den Norden erforschte und zum Nordkap reiste, Bischof Pontopoppidan, der Fischern und Hafenarbeitern zuhörte und ihre Geschichten aufschrieb und Pierre Denys de Montfort, der die Votivtafeln studierte, sie alle brannten für das Meer und ließen sich von ihrem Traum nicht abbringen. Ein letzter Schritt führt zum pazifischen Müllstrudel und macht uns die Verantwortung bewusst für Lebewesen, von deren Existenz vor 1850 noch niemand wusste. Nicht jedem Exkurs konnte ich problemlos folgen. Als gelernter Journalist kann Genovesi seine Leser jedenfalls in kurzen Kolumnen unterhalten und liefert nebenbei noch ein paar Motivations-Tipps.