Daggy
Kirsten Boie ist es mit diesem Buch wieder gelungen ein Stück deutscher Geschichte in die Erzählung über einiger Jugendliche zu verpacken. Es spielt in den Tagen vom 22.-28.6.1945 in Hamburg. Die Kapitel sind mit den Namen der Protagonisten überschrieben und erzählen jeweils von deren Erleben. Da ist zunächst Jakob, dessen arischer Vater bei Arbeiten der „Organisation Todt“ tödlich verunglückte und dessen jüdische Mutter erst im Februar nach Theresienstadt müsste. Er schlägt sich mit Hilfe von Herrn Hofmann in einem Zimmer auf einem Trümmergrundstück durch. Doch dann muss er selbst schauen, wie er an Essen kommt, denn Herr Hofmann taucht nicht mehr auf. Der ehemalige HJ-Führer Hermann muss sich um seinen Vater kümmern, der im Krieg seine Beine verlor. Seine Mutter verdient das Geld für die Familie als Trümmerfrau. Traute ist die Tochter eines Bäckers und muss mit ihren Eltern im Schlafzimmer hausen, weil im Wohnzimmer eine geflüchtete Familie aus Ostpreußen lebt. Wir erfahren viel von den Gefühlen, Ängsten und Hoffnung der drei und leiden und hoffen mit ihnen. Der Text lässt uns in diese Tage direkt nach dem Ende des Krieges eintauchen, Essen gibt es auf Marken, der Schwarzmarkt blüht, englische Soldaten fahren Streife. Auch der Umgang mit den Juden während der Hitlerzeit und jetzt mit den Flüchtlingen (Polacken) sowie das fehlende Schuldbewusstsein wird durch die Handlung sehr gut beschrieben. Ein Buch, dass mich sehr berührt hat und das ich nur jedem empfehlen kann.