Profilbild von marcello

marcello

Posted on 3.3.2022

„In Liebe, Ihre Eloise“ läutet als fünfter Band nun die zweite Hälfte der Bridgerton-Reihe von Julia Quinn ein, die durch die Netflix-Adaption große Bekanntheit erlangt hat. Während ich beim vorherigen Band, der sich um Colin und Penelope dreht, sehr große Vorfreude hatte, dann aber enttäuscht war, habe ich dem fünften Band rund um Eloise und Phillip eher skeptisch entgegensehen. Beide Figuren sind natürlich auch schon aus der Serie bekannt. Auch wenn ich dir dort dargestellte Eloise wirklich großartig finde, so war Phillip nur kurz zu sehen und irgendwie ist noch so gar kein Funke übergesprungen, an dem ich mich hätte auf dieses Buch freuen können. Dieses Gefühl hat mich beim Lesen dann auch dauerhaft begleitet, wobei ich zugeben muss, dass mich dieser Band nicht so schlecht unterhalten hat, wie ich anfangs gedacht habe. Einen Großteil der Handlung von „In Liebe, Ihre Eloise“ kennen wir bereits aus dem vierten Band, weil es dort schon einige Andeutungen gibt, wie Eloise exzessiv Briefe schreibt, wie sie schließlich heimlich London verlässt und wie sie schließlich heiratet. Das hat sicherlich auch nicht wirklich zur Vorfreude beigetragen, da so schon viel von der Handlung vorweggenommen worden ist. Dennoch ist es natürlich noch einmal anders, das Geschehen aus der Sicht der Figuren dann zu erleben. Was mir über den gesamten Roman hinweg sehr geholfen hat, das war definitiv Eloise. Das Aktive, das Mutige, was man aus der Serie kennt, das wird einwandfrei transportiert. Dennoch gibt es ein paar Aspekte, die für mich nicht so deutlich durchgekommen sind, wie beispielsweise die Wissbegierde und der Wunsch nach weltgewandter Bildung, der in der Serie schon deutlich betont wurde. Es wird zwar deutlich, dass Eloise gut ausgebildet wurde, aber dennoch ist es mehr ihre innere Unruhe und alles auszusprechen, auch wenn es peinlich wird, was sie auszeichnet. Aber das hat auch gereicht, um sie hier absolut zu mögen, weil sie so unter den Frauenfiguren der Reihe auch einen ganz individuellen Platz findet. Zudem ist es herzallerliebst, wie sie auch mit Phillips Kindern völlig unaufgeregt einen Umgang findet, auch weil sie sich selbst nicht so wichtig nimmt und vor Empathie strotzt. Definitiv ein ganz eigener Kerl ist auch Phillip, wobei das hier schon nicht mehr so positiv gemeint ist. Ich habe Respekt davor, dass er als kauziger, etwas sonderbarer Typus Mann etwas sehr eigenständiges verkörpert, das auch wunderbar zu seinem abgelegenen Landsitz und allem passt und dennoch ist seine Art für eine Liebesgeschichte riskant. Zwar ist in den Briefen seine sensible Seite durchgeschienen, aber insgesamt wurde zu schnell deutlich, dass er eigentlich nur einen Mutterersatz sucht. Sein Umgang mit Eloise, als sie unerwartet eintrifft, das war schon extrem unhöflich. Später wird zwar versucht, mit seiner eigenen Vaterbeziehung Erklärungen für sein Vaterverhalten zu finden, aber insgesamt war es mir einfach zu wenig, um ihn wirklich als Mann und Menschen ins Herz zu schließen. Es hat sicherlich auch nicht geholfen, dass er nach der Eheschließung nur noch das Eine im Kopf hatte und dass er jegliche Unterredungen abgeblockt hat. Eloise hat zwar manchmal seine Grenzen nicht akzeptiert, aber immerhin erkannt, dass eine Ehe auch Ehrlichkeit und Arbeit braucht und das nicht nur im Bett. Als Paar werden die beiden mir so definitiv nicht lange in Erinnerung bleiben. Zudem ist mit Phillip nun gleich der zweite Mann nach Colin nicht so gut rübergekommen, was mich doch sehr wundert. Was aber wirklich herrlich gelungen ist, das ist das Einbinden der Bridgerton-Familie und speziell das Ehrengehabe der Brüder, das für einige sehr humorvolle Szenen sorgt. Dazu wird auch Sophie, die Frau von Benedict aus dem dritten Band, gut eingebunden. Dennoch wird es für mich spannend, wie dieser Band für die Serie umgesetzt werden soll. Denn die Serie lebt doch von der Darstellung des Ton und abseits auf einem Landschaftssitz ist das wohl kaum unterhaltsam abzubilden. Dementsprechend würde es mich nicht wundern, wenn die Veränderungen hier sehr deutlich werden würden. Wäre wahrscheinlich auch gar nicht so schlecht, denn die allerbeste Vorlage ist der fünfte Band leider nicht. Fazit: Die Bridgerton-Reihe von Julia Quinn durchlebt für mich gerade eine Delle, denn nach der Enttäuschung rund um Colin und Penelope hat es für mich mit Eloise und Phillip leider auch nicht so gepasst. Das hatte ich im Vorfeld auch ein wenig befürchtet, weswegen ich froh war, dass ich gerade in Bezug auf Eloise und die Bridgertons im Allgemeinen doch noch genug Positives entdecken konnte, was mich unterhalten hat. Aber Phillip ist definitiv der Schwachpunkt dieses Buchs.

zurück nach oben