Profilbild von renee

renee

Posted on 1.3.2022

Träumereien Der angolanische Journalist Daniel Benchimol, gerade unschön geschieden, teilweise etwas depressiv und traumatisiert wirkend, träumt immer wieder obsessiv von einer Frau, dann findet er beim Schwimmen im Meer eine Kamera und entdeckt darin Fotos von eben dieser Frau. Diese Bilder zeigen die Künstlerin Moira, die sich mit der Darstellung von Träumen beschäftigt. Daniel sucht sie schließlich. Benchimols Freund, ein ehemaliger Guerillero und im Jetzt ein Hotelier, Hossi, kann sich nicht mehr an Träume erinnern, taucht aber regelmäßig in den Träumen anderer Menschen auf, was sogar den kubanischen Geheimdienst auf den Plan ruft. Benchimols Tochter Lúcia schließlich träumt von einer freien Gesellschaft und demonstriert mit ihren Freunden gegen die autoritäre Regierung, wandert dafür ins Gefängnis und geht in den Hungerstreik. Ihr Vater setzt alles in Bewegung, um sie zu befreien. Ein Idealist und sein Freund stolpern durch eine fantastische Geschichte übers Träumen, Träumereien?, nein, denn eigentlich ist das Buch eine Kritik am politischen Geschehen in Angola. Wobei hier auch ein reales Geschehen (die Proteste und die Inhaftierung der Protestierenden) in die fiktive und fantastische Geschichte mit eingebunden wird. Und damit könnte das Buch thematisch richtig interessant für mich sein. So richtig ist es dies aber nicht! Denn diese Geschichte über das Träumen ist zwar ganz nett, für mich ist sie aber zu weit hergeholt, zu sehr durcheinander geraten, zu verworren, zu unrealistisch und zu fantastisch. Die verschiedenen Erzählstimmen verwirren, teilweise war es schwer herauszulesen ob jetzt Daniel oder Hossi erzählt, dies erschließt sich dann im weiteren Verlauf des Erzählten, dennoch ist dies etwas anstrengend zu lesen. Die Phantastik und das Unrealistische empfand ich zu viel, ob nun Hossi wegen seinem Auftreten in den Träumen anderer Menschen von der Geheimpolizei in Kuba festgehalten wird, ist dies so wichtig?, bzw. könnte diese Geschichte eigentlich ein eigenes Buch füllen. Als Handlungsorte Brasilien, Kuba und Angola zu wählen, ist dies nicht etwas zu viel? Es könnte doch alles in Angola verortet werden, dies ergäbe in meinen Augen ein stimmigeres und deutlicher zusammenhängendes Bild. Durch die besondere Erzählkunst des Autors wird die Lektüre ab der Mitte des Romans stimmiger, für mich nachvollziehbarer und bekommt einen Erzählfluss. Deshalb werden es für mich dennoch noch 4 Sterne für dieses außergewöhnliche Buch. Aber etwas realistischer und etwas zentrierter wäre die Geschichte in meinen Augen besser und auch treffender und dem Grundgedanken mehr entsprechend gewesen.

zurück nach oben