mabuerele
„...“So gesehen ist es total schwer vorstellbar, dass ausgerechnet eine Mann Amerika entdeckt haben soll“, bemerkte Bobo, die einzige Witwe unter uns. „Das war eh reiner Zufall,“ stellte Elsbeth fest [..], „wenn ich mich recht erinnere, wollte er ja ganz woanders hin“...“ Wieder einmal treffen sich die alten Damen von Oberdistelbrunn mit dem Pfarrer zum Lesezirkel. Von der Literatur kommt man schnell zu den Fähigkeiten des männlichen Geschlechts im Suchen und Finden, wie das obige Zitat zeigt. Dann erscheint der Bauer Gustl, dem grade die Hühner wegsterben. Er selbst bricht auch zusammen und wird ins Krankenhaus befördert. Die Autorin hat einen sehr amüsanten und abwechslungsreichen Krimi geschrieben. An vielen Stellen habe ich mich prächtig amüsiert. Der Schriftstil sprüht vor Wortwitz. Paula, die Ich – Erzählerin, war Lehrerin. Das blitzt mehrmals in der Handlung auf. Die Ehe mit Alfred ist in die Jahre gekommen. Man lebt nebeneinander statt miteinander. Alfreds pragmatische und phlegmatische Art kann Paula schon auf die Palme bringen. Typisch ist seine Reaktion, als Paula fragt, womit sie den 17jährigen Neffen Vincent beschäftigen sollen, der von ihre Schwester bei ihr für einige Wochen abgeladen wird. „...Aber er will doch sowieso Natur studieren. Und das kann er hier rund um die Uhr. Im Wald gibt`s Eulen, auf den Feldern Blumen und im Haus Spinnen...“ Berta, ihr Nachbarin, nimmt das Leben, wie es kommt. Selbst mit ihrem Übergewicht hat sie kein Problem. Gustl angeblicher Herzinfarkt lässt Paula keine Ruhe. Als Kennerin von Kräutern tippt sie auf Giftmord. Doch keiner will ihr glauben. Höhepunkte im Geschehen sind immer wieder die Gespräche. So antwortet Pater Ägydius, als er von Bobo gefragt wird, wie er zum Glauben gefunden hatte. „...Meine Liebe, es gibt verschiedene Wege Gott zu finden. Auf dem einen rast du mit deinem roten Rennwagen dahin. Über kurz oder lang wirst du damit auf direkten Weg zu unserem Herrn gelangen…“ Als im Schloss eine Gartenschau stattfindet, ist das ganze Dorf auf den Beinen – und Paula stolpert über die nächste Leiche. Jetzt wird`s ernst, denn der Kriminalist Hartmann hat sich auf Paulas Familie eingeschossen. Paula konstatieret: „...Das Ganze kam mir immer mehr wie ein Puzzle vor, bei dem alle Teile vorsätzlich an falscher Stelle eingefügt waren...“ Sehr gut gefällt mir, dass sich die Protagonisten im Laufe der Handlung weiter entwickeln. So erkennt Paula zunehmend, was sie an Berta hat. Deren lebensfrohe Art lässt Paula zeitweise ihre Sorgen vergessen. Ganz nebenbei lerne ich einiges über Heil- und Giftpflanzen. Paulas Schlussfolgerungen nach Analyse der Morde sind nicht von der Hand zu weisen. Doch als sie den letzten Fakt in den Händen hält, wird es für sie selbst kritisch. Kurz vor knapp wird der Fall gelöst und Paula gerettet. Das Buch hat mich ausgezeichnet unterhalten. Zum Abschuss meiner Rezension kommt eines meiner Lieblingszitat. Es handelt sich um Alfreds ersten Kochversuch. Dazu sollte man wissen, das er von Beruf Ingenieur war. „...Im Kochbuch ist gestanden, dass man Pudding unter ständigen Rühren kochen müsse. Da habe ich mir gedacht, ich erspar mir das einfach, wenn ich im Backofen die Option Umluft wähle. Da zirkuliert die Hitze ja von selbst...“