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auserlesenes

Posted on 25.2.2022

San Francisco in den 1980er-Jahren: Die 13-jährige Eulabee und ihre Freundin Maria Fabiola gehören die Straßen im wohlhabenden Stadtviertel Sea Cliff. Sie besuchen eine private Mädchenschule. Ein Vorfall stört ihr Verhältnis aber dauerhaft. Eines Morgens werden die beiden von einem Mann in einem Auto angehalten. Er fragt nach der Uhrzeit. Über die weiteren Geschehnisse sind sich die Mädchen uneinig und Eulabee wird zur Ausgestoßenen… „Die Gezeiten gehören uns“ ist ein Roman von Vendela Vida. Meine Meinung: Der Roman besteht aus 30 Kapiteln, die in den 1980er-Jahren angesiedelt sind. Zudem gibt es eine Art längerer Epilog. Die Handlung reicht von 1983 bis 2019. Erzählt wird im Präsens aus der Ich-Perspektive aus der Sicht von Eulabee. Dieser Aufbau funktioniert sehr gut. Der Schreibstil hat mich überzeugt. Der Ton und die Wortwahl sind sehr jugendlich, passend zum Alter der Protagonistinnen, aber nicht zu salopp. Der Roman ist atmosphärisch und enthält starke Bilder. Die zwei Mädchen stehen im Vordergrund der Geschichte. Für mich sind beide keine typischen Sympathieträgerinnen. Sie sind jedoch interessante und authentisch dargestellte Charaktere. Inhaltlich geht es vor allem um Zwischenmenschliches. Themen wie (toxische) Freundschaft und Zusammenhalt, aber auch Lügen und Verrat spielen eine zentrale Rolle. Dies alles ist zwar nicht sonderlich originell. Die Geschichte bietet allerdings eine Menge Anknüpfungspunkte und Stoff zum Nachdenken. Es handelt sich dabei um weit mehr als einen gewöhnlichen Coming-of-Age-Roman. Die Geschichte nimmt nur langsam Fahrt auf. Auf den fast 290 Seiten sind trotzdem nur wenige Längen vorhanden. Nach dem eher gemächlichen Start entwickelt der Roman einen Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte. Der Schluss ist stimmig. Das künstlerische Cover, das sich am Original orientiert, lässt auf den zweiten Blick durchaus Bezüge zum Inhalt erkennen. Der deutsche Titel, der ebenfalls aus dem Amerikanischen („We Run the Tides“) übernommen wurde, passt hervorragend zur Geschichte. Mein Fazit: „Die Gezeiten gehören uns“ von Vendela Vida ist ein lesenswerter Roman, der mir unterhaltsame Lesestunden beschert hat.

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