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claudi-1963

Posted on 24.2.2022

"Es ist sonderbar, dass wir das Licht so anbeten, als wüssten wir, dass es Leben ist." (Carmen Sylva) Die außergewöhnliche Wohngemeinschaft "Klang und Liebe", bestehend aus Melodie, Elisabeth, Muriel und Petrus. Alle vier waren sie auf der Suche nach Veränderung in ihrem Leben, bis sie bei Melodies Zusammenkünften auf die Lichttherapie gestoßen sind. Dann jedoch verstirbt eines Tages Melodies Schwester Elisabeth und im Raum stehen Vorwürfe an die einzelnen Mitbewohner. Haben sie Elisabeths Hilferufe nicht wahrgenommen? Ist das Weglassen von Nahrung wirklich schuld an ihrem Tod? Was sich für die Mitbewohner als Erlösung und neue Zukunft in ihrem Leben anfühlt, können Außenstehende nicht begreifen. Doch in der Haft kommen auch jedem Einzelnen so seine Zweifel. Meine Meinung: Der Kühlschrank auf dem Cover, gefüllt nur mit Licht, steht als Inbegriff für den Inhalt dieses Buches. Lichttherapie ist in bestimmter Form sicherlich gut gegen Winterdepressionen. Allerdings, was die Autorin hier als Thematik aufgreift, ist die aus der Esoterik kommende krankhafte Lichtnahrung. Hier reduzieren die Bewohner ihr Essen auf ein Minimum und leben hauptsächlich von Meditation, Gesprächen und Licht als Nahrung. Dabei lässt Gerda Blees außer den einzelnen Bewohnern auch Gegenstände, wie zum Beispiel Socken, Brot, Kugelschreiber, der Entsafter der WG und weitere zu Wort kommen. Außerdem haben die Nachbarn und sogar die Demenz ihren ganz eigenen Standpunkt. Das ist wirklich etwas ganz Neues für mich, weil ich dadurch viel besser die Wohngemeinschaft und Situation begreifen kann. Keiner hatte Elisabeths Tod vorausgesehen, jedoch hat ihn auch keiner verhindert. Schon mehrere Menschen starben, nach dem sie so eine radikale Fastenkur gemacht haben. Zuletzt kam 2019 auf diese Weise ein junger Deutscher ums Leben, der außer Licht nichts mehr zu sich genommen hat. Erschreckend ist für mich, wie naiv die einzelnen Protagonisten hier sind. Alle lassen sich von Melodies Träumen blenden und machen mit, ohne zu hinterfragen. Man spürt zwar den guten Zusammenhalt, der jedoch mit Elisabeths Tod zu bröckeln beginnt. Fraglos sehen sie die positive Veränderung in ihrem Leben, jedoch blenden sie dagegen die Negativen einfach aus. Dies liegt größtenteils sicher an Melodies Einflüssen und so werden sie nach und nach zu Mitläufern. Melodie ist hierbei kommunikativ, energisch und dogmatisch. Muriel hingegen ist eher ein Mauerblümchen, zurückhaltend, nachdenklich und leicht beeinflussbar. Petrus dagegen ist mitunter aggressiv, wütend oder total ruhig, was an der Therapie liegt. Elisabeth scheint das genaue Gegenteil ihrer Schwester zu sein, mir erscheint sie depressiv und absolut lethargisch. Der Autorin ist es hier hervorragend gelungen, mir klarzumachen, was Menschen dazu bewegt, eine solche Therapie zu machen. Zum anderen zeigt es, wie manipulativ und beeinflussbar bestimme Menschen sein können. Für mich ein wirklich ungewöhnliches Debüt, das mich gleichzeitig erschreckt, fasziniert, betroffen gemacht und zum Nachdenken einlädt. Von mir bekommt es eine Leseempfehlung und 5 von 5 Sterne.

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