Profilbild von mabuerele

mabuerele

Posted on 20.2.2022

„...Die Menschen wussten überhaupt nichts von der wahren Bedeutung dieses heiligen Festes! Sie kauften Bäume, um sie in die Stube zu stellen, und schmückten sie mit Kerzen, um die Dunkelheit zu bekämpfen. Was für ein aussichtsloser und törichter Kampf...“ Eigenartiger Gedanke, den ein Besucher des Leipziger Weihnachtsmarktes am 23. 12. 1988 hat. Kriminalcommissar Joseph Kreisler hat gerade andere Probleme. Irgendjemand verkauft falsche Lottoscheine. Wenn die Täter nicht bis Silvester gefunden sind, dürften sie mit dem Geld verschwunden sein, denn dann wäre Zahltag. Für die Besitzer kommt demzufolge zu Neujahr das große Erwachen. Der Autor hat erneut einen spannenden Krimi im historischen Leipzig angesiedelt. Er bleibt seine Schriftstil treu. Der Commissar erzählt jeden Abend seinen Tagesablauf seiner Vermitterin Hannah. Die alte Dame war einst Lehrerin und ist nun erblindet. Trotzdem nimmt sie lebhaften Anteil am Leben in der Stadt. Sie engagiert sich auch für die Rechte der Frauen. Ein zweiter Fall beschäftigt seit heute den Commissar. Eine junge Prostituierte fiel aus ihrer Wohnung. War das wirklich Selbstmord? Was aber sollte das Pamphlet mit den apokalyptischen Reitern bei der Toten? Neben der exakten Beschreibung der Ermittlungsarbeit erfahre ich eine Menge über Leipzig. Ich folge Kreisler auf seinen Weg in Druckerei, denn dort erhofft er sich Informationen zu den Lottoscheinen. Da die Mutter von Henriette, der Toten, in der Leipziger Arbeitsanstalt untergebracht ist, lerne ich diese Einrichtung umfassend kennen. Der Oberaufseher erläutert das Prinzip: „...Es geht nicht darum, dass die Wege schneefrei sind, sondern um Besserung unserer Schützlinge. Nur durch die Gewöhnung an beständige und vor allem eintönige Arbeit sowie einen gottgefälligen Lebenswandel können die Sünder auf ein besseres Leben hoffen...“ Josephs Vorgesetzter ordnet na, dass sich Joseph um die Pressearbeit kümmert und den Selbstmord ad acta legt. Da gibt es einen weiteren Toten. Vor dessen Haus wartet schon Staatsanwalt Gustav Möbius. Der Tote war Major A. D. Der wollte sich am Nachmittag vor dem Panorama der Schlacht von St. Privat treffen. Joseph und Gustav gehen zum Treffen. Zuerst werden sie von dem Besucher mit der Unzulänglichkeit des Gemäldes konfrontiert. „...Hier zum Beispiel, der General von Craushaar: Der ist doch ganz woanders gefallen. Und überhaupt, viel zu viele Preußen! Wo sind denn die Sachsen?...“ Durch akribische Arbeit gelingt es Joseph Kreisler, nicht nur den Lottofälscher zu fassen, sondern auch die Selbstmorde aufzuklären. Ideengeber war dabei nicht zuletzt Hannah. Dass diese aber auch mit einem der Verdächtigen gesprochen hat, fand Kreisler leichtsinnig. Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Ich hoffe auf weitere Fälle.

zurück nach oben