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Posted on 20.2.2022

Mit "Als die Stadt in Flammen stand" von den beiden Autorinnen Kimberly Jones und Gilly Segal hoffte ich, einen spannenden Roman über gesellschaftliche Probleme wie Rassismus, Armut, Polizeigewalt und die Entstehung von Unruhen zu lesen. Leider entpuppte sich die Geschichte zwar als grundsätzlich interessant gemacht, wie aber einen deutlich geringeren inhaltlichen Fokus und teilweise unrunde Handlung auf, sodass meine Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden. Das Cover ist simpel, aber eindrucksvoll gestaltet. Zu sehen ist eine Gegenüberstellung der beiden Protagonistinnen im Comic-Profil vor einem dunkelblauen Hintergrund. Der Titel ist in Rot in eine weiße Form gedruckt, die wirkt, als würde sich der Mond von der Nacht abheben. Motivisch ist das Cover damit sehr stark an das Originalcover angelehnt. Letzteres hinterlässt aufgrund der farblichen Schwarz-Weiß-Kontraste und der ausdrucksvolleren Gesichter der beiden Mädchen aber einen bleibenderen Eindruck auf mich. Zur Gestaltung zwischen den Buchdeckeln ist zu sagen, dass die kurze Geschichte durch schwarze Deckblätter in die fünf Teile "Massenunruhe", "Notruf", "Der erste Stein", "Tödlicher Strom" und "Nachwehen" unterteilt wird. Dazwischen erzählen Lena und Campbell abwechselnd in 28 Kapiteln aus ihrer Sicht von den Erlebnissen der Nacht. Kurze Ortsangaben zur Beginn der Kapitel erleichtern die Verfolgung beim Lesen, wo sich die beiden Mädchen gerade aufhalten. Erster Satz: "Auf Black warten steht bei dir fett im Kalender, nicht bei mir", blafft mich LaShunda an, während wir das Gebäude verlassen." "Als die Stadt in Flammen stand" Geschichte spielt auf den Straßen des nicht-fiktiven Haverfords in Pennsylvania, theoretisch könnte der Handlungsort aber überall in den USA sein, da die geschilderten Probleme und Konflikte sich auf die gesamte Gesellschaft übertragen lassen. Die Geschichte erzählt von einem schwarzen und einem weißen Mädchen, die sich nach der Eskalation eines Footballspiels zusammen durch eine Stadt voller Unruhen, Plündereien und Gewalt ihren Weg nach Hause suchen. Dabei geraten die beiden von einer Gefahr zur nächsten und laufen bald nicht nur vor einem wütend protestierenden, schwarzen Mob und weißen Provokateuren mit Föderationsflaggen, sondern auch vor der Polizei davon. Es beginnt mit ökonomischen Unzufriedenheit und rassistischen Provokationen einer benachbarten Stadt und endet mit einer Nacht voller Verbrechen und Gewalt... Für mich, die aus einem kleinen, behüteten Dorf im Schwarzwald stammt, wirkten viele der im Buch geschilderten Geschehnisse auf den ersten Blick übertrieben und unrealistisch. Ich habe jedoch schon genügend Nachrichtenbeiträge über Ausschreitungen bei Sportveranstaltungen, Massenschlägereien, nächtliche Krawalle und Randale gesehen, um erkennen zu können, dass die Erzählung eben leider NICHT aus der Luft gegriffen ist. Besonders aus den USA mussten wir in letzter Zeit einige erschreckende Bilder von Eskalationen sehen, deren Dynamik man nicht nachvollziehen kann, wenn man sich nicht mitten in einer befunden hat. Schade ist jedoch, dass die Geschichte diese wunderbare Vorlage fast gar nicht nutzt und weitaus weniger tief in die Rassismus-Unruhe-Thematik einsteigt, als ich das angesichts des Klapptexts gedacht hatte. Statt sich auf die inhaltliche Kritik gesellschaftlicher Strukturen einzulassen, konzentrieren sich die beiden Autorinnen sehr stark auf die tatsächliche Handlung. Dabei sorgen die ständige Gefahr und das hohe Erzähltempo der Geschichte durchaus dafür, dass man den 272seitigen Roman gespannt in einem Rutsch weglesen will. Leider bleibt der gewünschte inhaltliche Mehrwert der Geschichte aus. Campbell: "Wir kauern uns auf dem Boden zusammen, während draußen das Chaos regiert. Schreie. Fluchen. Knallen. (...) "Es ist total außer Kontrolle." Die Worte kommen mir nicht richtig über die Lippen, bleiben teilweise in meinem Hals stecken, dick und trocken wie Wattebäusche. "Das kann nicht sein." Auch die Beziehung und die Charakterisierung von Lena und Campbell bleibt oberflächlicher, als ich mir das erhofft hatte. Während die beiden wie verrückt durch die Straßen rennen fällt nur wenig Zeit dafür ab, die beiden als Figuren kennenzulernen. Wir erfahren wirklich nur das aller nötigste über die beiden und selbst dort muss man sich vieles selbst zusammenreimen. Die Reduktion der beiden geht sogar so weit, dass einige der Fragen, die im Laufe der Geschichte aufkommen, nie beantwortet werden. Was ist nun mit Lenas Freund? Haben die Geschehnisse ihre Meinung zu ihm irgendwie verändert? Wie steht es um die Beziehung von Campbell zu ihren Eltern? Wer ist Lenas Freundin LaShunda und weshalb hat sie diesen Spitznamen? Wo sind Lenas Eltern und warum wohnt sie bei ihrem Großvater? Und warum ruft sie ihn nicht einfach an, damit er sie abholen kommt? Dazu kommt, dass ich auch viele der Handlungen der beiden schlichtweg nicht nachvollziehbar und glaubwürdig fand. Ich hätte mich einfach bei der erstbesten bekannten Person zu Hause verkrochen, bis das Schlimmste vorbei ist. Diese Lücken in der Charakterisierung führten mit der Zeit leider dazu, dass ich beim Lesen eher einer stummen Beobachterin glich, als wirklich emotional am Geschehen beteiligt zu sein. Lena: "Ich komm hier nicht raus, wenn ich mir nicht irgendetwas einfallen lassen und von hier verschwinde. Ich war den ganzen Abend die Königin der schnellen Lösungen, aber jetzt gehen mir echt die Ideen aus. Vielleicht hab ich ja jede aufgebraucht, die in meinem Kopf ist. "Wir müssen rennen." Das ist er also, mein Eine-Million-Dollar-Plan: rennen." Auch die Perspektivwechsel der beiden hätten noch deutlich mehr Potential gehabt. Kimberly Jones und Gilly Segal haben sich beim Schreiben der Kapitel abgewechselt, sodass die Sichtweisen der Mädchen beide ihren individuellen Touch haben. Auffällig ist bei Lenas Kapiteln vor allem ihr leichter Slang, welcher zwar nicht schlecht, aber definitiv nicht so gut im Deutschen umgesetzt wurde wie bei den Angie-Thomas-Büchern. Hätten die beiden Autorinnen Lena und Campbell handlungstechnisch zwischendurch auch mal eine kleine Pause gegönnt, wäre vielleicht noch Zeit geblieben, das Bild, dass sie von der jeweiligen anderen hatten zu hinterfragen und sich wirklich kennenzulernen. Auf diese Weise bleiben nach dem offenen Ende nur ein flüchtiger Eindruck von Figuren und Handlung sowie die Gewissheit zurück, dass "Als die Stadt in Flammen stand" so viel hätte mehr sein können als ein gehetzter Rassismus-Thriller. Fazit: "Als die Stadt in Flammen stand" ist eine durchaus interessante und spannende Geschichte über Race, Vorurteile und die Entstehung von Massenunruhen. Leider bleiben die Figuren vor dem Hintergrund der dominanten Handlung sehr blass und die beiden Autorinnen Kimberly Jones und Gilly Segal verpassen es, inhaltlich tief in die Thematik einzusteigen.

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