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dajobama

Posted on 20.2.2022

Aibohphobia – Kurt Fleisch Zweifelsohne ist dies ein ganz besonderes Leseerlebnis. Es ist sozusagen ein reiner Briefroman zwischen Herrn S. und Herrn H. Der eine psychisch gestörter Patient, der andere angesehener Psychiater und Forscher. Den Ton, den Herr H. da seinem Patienten gegenüber anschlägt, fand ich vom ersten Brief an unangemessen. Begründet wird dies mit der Freundschaft, die darüber hinaus bestünde. Die Perspektive ist recht einseitig, man liest erstmal nur Herrn H.s Briefe und damit dessen Sichtweise. Dem Leser muss allerdings sehr schnell klar werden, dass auch mit Herrn H. ganz gewaltig etwas nicht stimmen kann. Bald ist es mehr als offensichtlich: Herr H. ist mindestens ebenso verrückt wie sein Patient. Gar diese Beziehung muss man bald anzweifeln. Wer ist nun eigentlich der Arzt und wer der Wahnsinnige? Wie bereits erwähnt, ein sehr ungewöhnlicher (Brief-)Roman, der es mir nicht gerade leicht machte. Durch die einseitigen Briefe bleibt logischerweise eine recht starke Distanz zu den Protagonisten. Man kann sich nicht wirklich hineinversetzen, kann sich auch des Geschriebenen nicht sicher sein – ein Verwirrspiel sondersgleichen. Obwohl der österreichische Autor Kurt Fleisch nach meinen Recherchen nicht aus der Medizinbranche kommt, wirft er hier geradezu mit medizinischen Fachbegriffen um sich. Etliche kannte ich bereits, einige hab ich gegoogelt. Auf jeden Fall betreiben beide Briefeschreiber massiven Medikamentenmissbrauch (Benzodiazepine etc.). Den angepriesenen Humor konnte ich nun leider nicht wirklich finden. Vielmehr wurde meine Geduld durch viele Wiederholungen und Jammern des Briefeschreibers auf eine harte Probe gestellt. Vermutlich liegen mir Verwirrspiele einfach nicht. Außerdem muss ich zugeben, dass mir gegen Ende die Muse und die Lust fehlten, die Zusammenhänge wirklich zu begreifen. Also meins war das leider nicht! 2 Sterne!

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