buchgespenst
Für Kela waren die Ereignisse der letzten Zeit einfach zu viel: erst stirbt ihre Mutter, dann ihr unausstehlicher Großvater, der ihr und ihrem Bruder zwar das Leben zur Hölle gemacht hat, aber danke dessen Rente sie finanziell wenigstens halbwegs über die Runden kamen – und jetzt droht den Geschwistern auch noch der Verlust des Hauses. Kein Wunder, dass Kelas Kontrollzwang überhandnimmt und sie endgültig glaubt durchzudrehen als ihr toter Großvater durch das Haus spukt und sie schikaniert. Als dann auch noch 3 finstere Typen als Untermieter einziehen statt der lebhaften Studentinnen nimmt das Schicksal seinen Lauf. Am Ende wird für Kela nichts mehr so sein wie es war. Wie gewohnt nimmt die neue Geschichte von Rose Snow schnell Fahrt auf und entführt den Leser auf die magische Seite der Welt, die düster und unheimlich, aber auch voller Möglichkeiten und Wunder ist. Der Schreibstil ist flüssig, farbenprächtig und nimmt den Leser sofort mit. Hier erwartet den Leser keine gewöhnliche Geistergeschichte. Das Strickmuster an sich ist nicht neu, aber solide umgesetzt. Auf ausschweifende Beschreibungen physischer Vorzüge der männlichen Protagonisten wurde hier zum Glück verzichtet, stattdessen sind die Charaktere überraschend vielschichtig gezeichnet. Auch wenn die Schablone nicht neu ist, warten Geschichte und Charaktere immer wieder mit Überraschungen und großer Originalität auf. Ich vergebe 4 ½ Sterne für diesen vielversprechenden Auftakt. Einen halben Stern Abzug gibt es, weil ich die so wichtige Beziehung zwischen Kela und Nero nicht nachvollziehen konnte. Abgesehen davon, dass der Hype Beziehungen zu romantisieren, zwischen einem bösen, dominanten, oft männlichen Charakter und dem unschuldigen, liebenswerten sich unterwerfenden oft weiblichen Charakter, mittlerweile sehr fragwürdige Ausmaße annimmt, habe ich hier nicht sehen können, dass zwischen Kela und Nero überhaupt etwas ist. Interessanterweise liest es sich bisher so als würde die Geschichte auch ohne eine Liebesbeziehung zwischen beiden funktionieren. Dass ich aber nicht mal sehen kann, ob auch nur Kela mehr als allmähliche Sympathie für Nero empfindet, hat mich doch befremdet, da eigentlich genau das Dreh- und Angelpunkt der Geschichte sein sollte. Trotz gelegentlicher Anspielungen auf ach so großes Herzklopfen, blieben diese zusammenhanglos und etwas gezwungen im Text für sich allein. In keinem Punkt konnte ich sie mit Kela oder Nero in Verbindung bringen, da die Entwicklung der Charaktere und Geschichte dem zuwiderlief. Trotzdem fand ich das Buch großartig. Tolle Charaktere, eine originelle Geschichte und genug bekannte Muster, um sich sofort im Buch heimisch zu fühlen. Magische Romantasy für schöne Lesestunden.