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mabuerele

Posted on 17.2.2022

„...“Na dann gute Nacht, Eisprinzessin!“, sagt er, zieht seine Hand weg und geht...“ Was war das eben? Wird Layla an der Universität von Michigan von ihrer Vergangenheit eingeholt? Es war die Zeit in ihrem Heimatort, wo sie in der Schule als Eisprinzessin galt und gemobbt wurde. Die Autorin hat einen bewegenden Jugendroman geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist ausgefeilt. Layla als Ich – Erzählerin lässt mich an ihrer Entwicklung teilnehmen. Begonnen hat alles mit dem Wunsch ihrer Freundin Stella, mit ihr zusammen an einem Workshop für kreatives Schreiben teilzunehmen. Beide studieren Englisch als Master. Layla ist überzeugt, dass sie nicht schreiben kann, will aber der Freundin den Wunsch erfüllen. „...Das Schreiben ist eine Kunst wie das Malen, das Komponieren, die Comedy und das Schauspielen. Hätte jeder das Talent dazu, wäre es keine Kunst mehr...“ Die Gruppe wird gesplittet und erhält jeweils einen älteren Studenten als Coach. Stella kommt zu Jordan. Mit folgenden Worten führt er sich ein: „...“Die Anklage lautet: Totschlag“, sagt er. Ein paar Leute kichern. Er beachtet sie nicht und fährt fort: „Die Tatwaffe ist schnell gefunden. Es sind öde Texte.“...“ Die Personen werden gut charakterisiert. Schon bei den ersten Texten zeigt sich, wo Laylas Problem liegt. Sie scheut sich vor Gefühlen. Deshalb pflügt Jordan ihre Proben gekonnt auseinander. „...Dein Text ist recht kryptisch. Prinzipiell gut formuliert, aber völlig emotionslos. Die Gefühle, die du hättest einbringen können, wären Wut, Genugtuung, Schadenfreude oder Trotz gewesen...“ Hier ging es darum, mit einhundert Worten eine Enttäuschung zu beschreiben. Layla spielt mit den Gedanken, den Kurs abzubrechen. AJ bittet sie zu bleiben. Er ist auch derjenige, von dm der Eingangssatz kommt. Was es damit auf sich hat, wird hier nicht verraten. Die Gestaltung des Kurses ist sehr interessant. Sie bringt die Teilnehmer nicht nur in stilistischer Art an ihre Grenze, sondern zwingt sie, sich mit ihren Emotionen auseinander zu setzten. Die Aufgaben, die sie bekommen, fordern sie ganz persönlich. Jeder geht anders damit um. Bleibt das Buch am Anfang eher sachlich, wird es im zweiten Teil schön romantisch. Hier zeigt die Autorin, wie sie das Spiel mit treffenden Metaphern beherrscht. „….Der Mond hängt über dem See am schwarzen Himmel, der an eine straff gespannte, alte Decke erinnert. Sie schirmt die Erde vor einer gigantischen Lichtquelle ab, doch durch ihre tausend kleinen Löcher blinzelt das Licht hindurch….“ Je mehr ich über Laylas Vergangenheit erfahre, desto deutlicher wird, warum sie so ist, wie sie ist. Jordan geht einfühlsam auf sie zu. Er sieht hinter die Maske. Wird es ihm gelingen, ihren Panzer zu durchdringen? Wird sie endlich zu ihren Gefühlen stehen? Hier nutzt die Autorin ein besonderes Stilmittel. Sie gibt die inneren Kämpfe kursiv wieder. „...Du hast seine Nummer, wispert der Mut. Ruf ihn doch einfach an. Es ist zu spät, findet die Vernunft. Und das wäre auch zu schnell...“. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es thematisiert Mobbing und dessen Folgen auf ganz neue Art und macht klar, dass jeder Mensch eine Vergangenheit hat, die ihn geprägt hat. Außerdem habe ich eine Menge darüber gelernt, was man unter kreativen Schreiben versteht.

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