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renee

Posted on 17.2.2022

Ein Unangepasster! Ein Blick auf den Bruder! Ein Blick auf einen Menschen, der sich schließlich umbringt. Ein Blick auf einen Mann, der unangepasst ist, der aneckt, der ungern Bindungen eingeht, der Entfernung sucht. Dessen Geschichte von der Schwester erzählt wird. Ein Buch, welches mich vom Thema her stark berühren müsste. Das macht es nur nicht. Erst am Ende bin ich getroffen. Was mich sehr verwundert und was eigentlich sehr schade ist! Mich konnte die Autorin leider nicht richtig erreichen. Ich frage mich, woran das lag. Denn ich kann das gar nicht richtig benennen. Ich vermute es lag an der Art der Schreibe. Der Roman kam mir nicht durchgängig genug erzählt vor. Das Geschriebene wirkt etwas abgehackt und zerfasert und unstet. Vielleicht hätte jemand mit mehr Abstand die Geschichte anders erzählen können. Vielleicht ist die Nähe der Autorin zu ihrem Bruder hier der Grund für mein Gefühl. Vielleicht erzeugt das Geschehen noch immer einen Schmerz bei der Schreibenden. Vielleicht wird intuitiv oder auch bewusst ein zu großes Eintauchen in die belastende Vergangenheit verhindert. Vielleicht ist dies auch der Schreibstil der Autorin. Da ich ihre anderen Bücher nicht kenne, habe ich leider keinen Vergleich. Ebenso empfand ich das Erzählte als etwas zu kühl und zu distanziert formuliert. Aber auch das würde durch meine vorangegangenen Gedanken nachvollziehbar sein. Durch dieses Verstehen/dieses Verständnis verlieren meine Kritikpunkte irgendwie ihren negativen Charakter und dadurch und durch das mich dann erreichende und berührende Ende des Buches entstand dann die 4-Sterne-Bewertung in mir. Über etwas zu schreiben, was immer noch weh tut/schmerzhaft ist, gehört in meinen Augen gewürdigt. Denn auch dies ist ja irgendwie eine Verarbeitung/ein Begreifen des Vergangenen/ein Abschluss. So kann man nur hoffen!

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