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miss_mesmerized

Posted on 16.2.2022

Mit Mann und Baby zieht die Ich-Erzählerin in das beschauliche Velling in Westjütland, wo er einen Job an einer Schule annimmt. Was so idyllisch klingt, wird zu Herausforderung, denn die Menschen dort ticken anders und jede noch so kurze Unterhaltung wird zum Vabanquespiel. Außerdem muss sie endlich den Führerschein machen, sie hat schon fast alle Fahrlehrer verschlissen und gilt als größtes Projekt. Aber wie soll das gehen, wenn man dank Neugeborenem nicht mehr zu Schlaf kommt und schon beinahe beginnt zu halluzinieren? Ihre Emotionen kann sie nur an einer Stelle ungehemmt rauslassen, als Kummerkasten Tante der Lokalzeitung antwortet sie scharfzüngig und bissig auf die großen und kleinen Anliegen der Bewohner. In ihrer dänischen Heimat ist Stine Pilgaard bereits seit ihrem Debüt 2012 ein Star und ihr Roman „Meter pro Sekunde“ wurde dort begeistert aufgenommen. Die Banalität und Absurdität des Alltags, die humorvoll auf den Punkt gebracht wird, hat offenbar viele ihrer Landsleute sich selbst erkennen lassen. Die Autorin greift eine ganze Bandbreite von Alltagsthemen einer jungen Mutter auf, die in eine Gegend mit eher schweigsamen Menschen zieht und dort ihr Leben neu sortieren muss. Das ist oft zum Schmunzeln, konnte mich jedoch nicht immer erreichen. Es liegt vermutlich daran, dass ich kaum eine Beziehung zur Erzählerin aufbauen konnte, dass mich der Roman doch eher unberührt ließ. Sie hadert mit ihrem Schicksal, dass jedoch selbstgemacht ist und durchaus absehbar gewesen wäre. Die Einschübe des Gesangbuchs haben mich eher ratlos gemacht, zusammen mit den Kummerkasten Fragen und Antworten war mit das etwas zu viel Textdiversität. Vielleicht gibt es hier einen tierliegenden Sinn, in solche Tiefen bin ich jedoch nicht abgetaucht. Es ist eine Zeit lang ganz amüsant, ihre bissigen Kommentare zu verfolgen, diese werden jedoch irgendwann auch recht vorhersehbar und verlieren an Reiz. Der Roman wird sein Publikum und seine Leser finden, für mich bleibt er Dank der Kürze eine schnelle Lektüre, die vermutlich nur wenig nachwirken wird, dabei hatte ich vor allem auch wegen des Übersetzers Hinrich Schmidt-Henkel recht viel erwartet.

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