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Matzbach

Posted on 15.2.2022

Vor einiger Zeit lief im Fernsehen eine Doku zu Nero unter dem Titel "Plädoyer für eine Bestie". Allein der Titel legt den Verdacht nah, dass Nero weißgewaschen werden sollte. Ganz anders Holger Sonnabends Studie "Nero - Inszenierung der Macht". Sicherlich ordnet der Heidelberger Historiker alt bekannte Vorurteile über diesen vermutlicht berühmt-berüchtigsten Kaiser in ihrer Bedeutung ein, ohne ihn jedoch von jeglicher Verantwortung freizusprechen. Ganz unschuldig am ihm zur Last gelegten Brand Roms war Nero mit Sicherheit, auch der Platz des ersten Christenverfolgers kommt ihm streng genommen nicht zu, da die systematische Verfolgung im gesamten römischen Reich ausblieb und "nur" die Christen der Hauptstadt betraf, da sie als Sündenböcke für die Brandkatastrophe herhalten mussten. Aber, um bei der Feuermetapher zu bleiben, kein Rauch ohne Feuer. Nero gab sowohl durch seinen Lebenswandel als auch durch unverkennbar sadistische Neigungen Anlass zu seiner späteren Verdammung durch bekannte Historiker wie Tacitus oder Sueton. Lang hielt sich das Bild des erst guten Kaisers, der dann in der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit die Bodenhaftung verlor und ins Monströse abdriftete. Sonnabend hat für dieses Phänomen eine verblüffend einfache, aber dennoch nicht weniger überzeugende Erklärung. Wie alle seine Vorgänger und Nachfolger ging es Nero um die Inszenierung seiner Macht. Dazu dienten seine Auftritte als Sänger, Schauspieler und sogar Wagenlenker, wobei ihm die Siege in den diversen Wettbewerben aufgrund seiner Stellung garantiert waren. Doch zunehmend verloren diese Methoden durch ihre permanente Wiederholung ihre Wirksamkeit in Rom, daher auch die "Tournee" Neros in Griechenland, wo die Griechen, plattgesagt die größeren Schleimer, ihm huldigten. Doch die Abwesenheit hatte ihre Folgen, Nero verlor den Kontakt zur plebs urbana, bisher seine Untersützer in der Auseinandersetzung mit den eher ihm abgeneigten Senatoren. Dazu kam eine Finanzkrise, die zu Soldkürzungen bei den Soldaten führte, was letztendlich zu seinem Sturz führte. Jeder. der sich für römische Geschichte der Kaiserzeit interessiert, dürfte an dieser anregend und bisweilen sogar humorvoll geschriebenen Studie nicht vorbeikommen.

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