Lesen macht glücklich
Vier Zeitebenen, wo ist die Verbindung? Was für eine skurrile Geschichte. Zuerst werden drei verschiedene Figuren eingeführt, die alle auf denselben Namen hören (Ada), aber zu verschiedenen Zeiten lebten. Dann werden diese Geschichten aus der Sicht von Gegenständen/Räumen erzählt und zu guter Letzt kommt auch noch Gott ins Spiel. Am Ende bündelt sich alles in einer vierten Person, die ebenfalls auf den Namen Ada hört und schwanger mitten in Berlin auf Wohnungssuche ist. All diese Geschichten werden durch ein goldenes Armband miteinander in Verbindung gebracht, was durch mysteriöse, gottgleiche Zufälle bis zur gegenwärtigen Ada gelangt und allen anderen Adas aus der Vergangenheit auf die eine oder andere Weise zum Verhängnis wurde. Ein Buch, dass mich Nerven gekostet hat, zumindest in der ersten Hälfte. Es wirkte auf mich mehr als konfus, da man auf mehreren Ebenen seine Konzentration aufteilen musste. Zum einen der Umstand, dass die Geschichten von Räumen oder Gegenständen erzählt werden und zum anderen, weil auf so vielen Zeitebenen hin und hergesprungen wird. Das verlangte viel Konzentration ab und ob man am Ende dafür belohnt wird, möchte ich im Folgenden ergründen. Ein Name, ein goldenes Armband, vier Frauen Zu Beginn lernt man drei Adas kennen. Die erste Ada lebt während dem 15.Jahrhundert in einer Kolonie in Südamerika, das alsbald von den Spaniern kolonialisiert wird. Diese Ada hat gerade ihr zweites Kind nach wenigen Tagen verloren und die Zeremonie, damit dieses Baby wieder der Erde zurück gegeben wird, steht kurz bevor, als die europäischen Eindringlinge in das Dorf gelangen. Dass schon erwähnte goldene Armband hat das Baby als Grabschmuck um sein Ärmchen und findet über die Eindringlinge seinen Weg nach Europa. Die zweite Ada ist die berühmte Mathematikerin Ada Lovelace, die als Miterfinderin einer modernen Programmiersprache gilt und enorme Spielschulden angehäuft hat. Zudem hat sie mehrere Affären , unter anderem wird hier eine mit dem Schriftsteller Charles Dickens angedeutet. Das diese zwei Dinge nicht gut ausgehen können, liegt natürlich auf dem Silbertablett. Auch diese Ada besitzt ein (dasselbe?) goldenes Armband, was sie als einen letzten Pfand gegen ihre Schuldner zurück hält. Die dritte Ada, die man gleich zu Beginn kennen lernt, ist dem Konzentrationslager Buchenwald/Mittelbau-Dora gefangen und wird für sexuelle Dienste von den Aufsehern des Lagers benutzt. Über für mich nicht erklärbare Umstände (beziehungsweise ich habe es nicht richtig verstanden, wie es vonstattengeht) findet zu dieser Ada ebenfalls das goldene Armband (ist es ebenfalls dasselbe?) einen Weg und sie wird für den Besitz dessen mit dem Tode bestraft. Die vierte Ada ist aus unserer Gegenwart, wird erst später vorgestellt, als die Geschichten der anderen drei schon längst auserzählt scheinen. Diese Ada ist hochschwanger und die Geburt ihres ersten Kindes nicht mehr weit entfernt. Sie wohnt in Berlin und ist aktuell übergangsweise bei ihrer Halbschwester untergebracht. Der Vater des Kindes ist nur noch eine Erinnerung, da Ada diesen nicht mehr sehen will und Ada ist auf Wohnungssuche. Diese gestaltet sich aber in Berlin und als alleinstehende, werdende Mutter als besonders schwierig. Während dieser Wohnungssuche wird Ada mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, dem Leben mit ihrem Vater in London und später in Afrika in einer Gemeinde. Was ihr Vater für ein wechselhaftes Leben geführt hat, erfährt sie erst, als ihre Halbschwester sie in Afrika aufsucht. Allen vier Adas und ihren Geschichten ist gemein, dass sie von Gegenständen beziehungsweise Räumen erzählt werden. Da ist einmal ein Reisigbesen, ein Reisepass, der Gefängnisraum im KZ und die Türglocke. Allen diesen Gegenständen wohnt derselbe Geist inne, der hofft, wenn er den Adas bei ihren Angelegenheiten hilft, von Gott, der im Übrigen auch vorkommt, in eine irdische Gestalt geformt wird. Dadurch sieht diese Erzählstimme allen vier Adas bei ihren Angelegenheiten zu, ohne eingreifen zu können. Doch ist sie dadurch allwissend? Oder braucht diese Stimme auch noch Anleitung durch Gott? Was für ein Durcheinander zu Beginn, welche Ruhe und welche übergreifenden Themen zum Schluss Ich gebe es zu, ich bin mit dieser ganzen Geschichte anfangs nicht zurechtgekommen. Das Buch hatte zwar von Anfang eine tolle Sprache, eine ebenso düstere Atmosphäre und auch die Geschichten besaßen eine Dringlichkeit, die sich nicht übersehen lässt und auch die Ideen, zum Beispiel alles aus der Sicht von Gegenständen zu erzählen, waren toll. Und doch war mir vor allem die erste Hälfte zu wild und ohne Struktur, alles zu schnell eingeführt und zu durcheinander, was wohl auch dem Schema geschuldet ist, dass der Geist der Erzählung, der in den Gegenständen steckt, immer derselbe ist und deshalb die krassen Sprünge zu erklären sind. Ab der Hälfte wird es dann besser, wenn der Fokus auf der Ada aus der Gegenwart liegt und die Erzählung ruhiger und dadurch fokussierter wird und auf einmal werden auch die Dinge, die vorher geschehen sind, klarer und ergeben ein Bild, was in bis in die Gegenwart strahlt und seine Auswirkungen hat. Das alles macht es für mich zwar immer noch nicht zu einem sehr guten Buch, aber immerhin zu einem Buch mit richtig guten Ansätzen. Als ich das Buch beendet hatte, überwogen erst einmal die großen Fragezeichen und auch das Unverständnis, diese wirklich dringlichen Themen so zu verpacken. Doch so nach und nach kamen in mir auch die guten Seiten von diesem Buch zum Vorschein, die diesen Text ausmachen und ihm einen richtig guten Charakter verleihen.