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marcello

Posted on 13.2.2022

Katharine McGee ist 2017 erstmals auf dem Radar von Bücherfans erschienen, als der erste Teil ihrer „Beautiful Liars“-Reihe erschienen ist, der mich damals schon mit dem Klappentext unwahrscheinlich begeistern konnte, weil alles so futuristisch klang und ich es faszinierend fand, welche Zukunftsvision McGee entworfen und uns vorgestellt hat. Nun ist McGee also mit ihrer zweiten Reihe zurück, die nicht in der Zukunft spielt, dafür aber in einer alternativen Realität, denn „American Crown“ geht davon aus, dass es in den USA eine Monarchie gibt, die bald das erste Mal eine Königin haben wird. Die Reihe war nicht direkt auf meinem Radar, aber letztlich habe ich mir den ersten Teil in Hörbuchform zu Gemüte geführt. Zunächst kann ich gleich etwas zur Sprecherin sagen, denn ich merke, dass für mich das immer noch der größte Knackpunkt bei Hörbüchern ist, dass ich oft länger brauche, mich an die Stimme zu gewöhnen und mich dann auch daran störe, wenn andere Stimmen versucht werden nachzumachen und ich das eher despektierlich als natürlich empfinde. Bei Corinna Dorenkamp kann ich aber begeistert sagen, dass sie mir vom ersten Moment an gefallen hat und dass es wirklich ein sehr, sehr angenehmes Hörerlebnis war. Dazu hat sie es auch auf unauffällige Art und Weise geschafft, ihren vier Figuren Unterschiede mitzugeben, ohne dass es aber zu sehr wirkte, als müsste sie spielen, sondern vielmehr so, als wären diese Figuren wirklich alle ein Teil von ihr. Großes, grobes Lob! Nun aber zu der Geschichte selbst, die stilistisch und sicherlich auch inhaltlich sehr an „Beautiful Liars“ erinnert. Die offensichtlichste Parallele ist natürlich die Aufteilung in die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die ich grundsätzlich sehr willkommen heiße, aber ich fand es schade, dass diesmal kein Mann zum Zuge kam, vor allem weil der Untertitel auch noch heißt „Beatrice & THEODORE“, was sich insgesamt als eher schwachsinnig erweist, denn Theo ist genauso ein Vasall wie die anderen männlichen Figuren auch. Auch wenn ich jetzt nicht konkret eine Perspektive der vier hätte streichen können, dennoch hätte ich definitiv nicht nein gesagt, wenn auch Jeff, Theo oder Connor die Ehre zuteil geworden wäre. Unverzichtbar war sicherlich vor allem Daphne, weil sie die Antagonistin in Anführungszeichen ist, die definitiv die speziellste Perspektive hat. Sie hat mich dennoch sehr an Leda aus „Beautiful Liars“ erinnert und ihre Verbindung zu Ethan war wie die zu Wyatt. Solche Gedanken sind mir öfters in den Kopf geschossen, dass McGee doch recht ähnliche Geschichten erzählt, nur mit anderen Figuren und mit einer anderen Realität verpackt. Ich habe das ehrlich gesagt für mich noch nicht final bewertet bekommen, wie ich das empfinde, ob es nicht doch zu ähnlich ist, aber ich denke, dass sich das vielleicht erst am Ende der Reihe wirklich beurteilen lässt, denn ich bin grundsätzlich dennoch gut unterhalten worden und habe mitgefiebert, was sich für die vier Damen und ihre Liebsten ereignet und das ist eigentlich erstmal das Wichtigste. Was mir aber definitiv als Kritikpunkt aufgefallen ist, das ist die Thematisierung von Monarchie. Nach dem Hype rund um Meghan und Harry, die zwar sich von der englischen Krone verabschiedet haben, aber dennoch die Monarchien wieder in den Vordergrund gerückt habe, wozu sicherlich auch die Netflix-Serie „The Crown“ beigetragen hat, ist es verständlich, sich dieses Themas anzunehmen und es modern zu verpacken. Dennoch gibt es genug Strömungen und Bewegungen, die Monarchien generell für überholt halten und diese gesellschaftskritische Perspektive fehlt mir leider noch. Es gibt Andeutungen mit der Tatsache, dass Frauen noch gar nicht lange als Regentin möglich sind und dass Beatrice gerne bürgerlich heiraten würde, aber ansonsten ist mir das einfach noch zu wenig. Dementsprechend spielt sich der Spannungsbogen auch ausschließlich im zwischenmenschlichen Drama ab, was ich irgendwann akzeptieren konnte, aber erst habe ich doch lange gerätselt, was jetzt noch kommt, zumal „Beautiful Liars“ auch kompromissloser war, Opfer zu bringen. Dennoch waren die erzählten Geschichten gut, weil es auch genug Geheimnisse gibt, von denen nach und nach welche aufgedeckt werden. Aber auch abseits von Geheimnissen konnten die unterschiedlichen Liebesgeschichten überzeugen, weil sie tatsächlich sehr unterschiedliche Charakter hatten, nichts dem anderen glich, so dass sich eine abwechslungsreiche Geschichte ergeben hat. Sollte aber die Gesellschaftskritik ausbleiben und auch sonst kein großes Geheimnis mehr darüber gesetzt werden, ist ein zweiter Band noch okay, aber ich würde es nicht auf drei ausweiten, aber mal abwarten, was noch kommt. Fazit: „American Crown“ ist „Beautiful Liars” schon in sehr vielen Aspekten ähnlich, vor allem was die Figuren und die Erzählweise angeht, weswegen ich mir von der Monarchie-Rahmenerzählung tatsächlich mehr erhofft hätte. Jedenfalls nicht, dass es einfach nur eine romantische Kulisse ist. Zudem wäre eine männliche Perspektive auch nicht verachtenswert gewesen. Dennoch insgesamt eine gute Unterhaltung, die viele Wendungen hat, aber auch sympathische Geschichten. Empfehlenswert ist es sicherlich, vor allem auch für die, die McGee noch nicht kennen.

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