schnaeppchenjaegerin
Nachdem sich ihr Freund Mike nach fünf Jahren Beziehung überraschend von ihr getrennt hat, lernt Erica den einfühlsamen Daniel kennen. Doch am Tag der Trennung passiert Erica das, was ihr erstmals als Zwölfjährige passiert ist. Sie verlässt Zeit und Raum und landet in einer Parallelwelt. Nun sieht sie eine andere Erica vor sich, die selbstbewusster und reiselustig ist und ein ganz anderes, unbeschwertes Leben führt. Sie ist hin- und hergerissen, ob sie diese Erica sein möchte oder einem Leben mit Daniel eine Chance geben möchte. Sie erzählt ihm von ihrer Gabe, die er nicht weiter hinterfragt und sie so akzeptiert, wie sie ist. Erica entschließt sich deshalb, ein bodenständiges Leben zu führen, erleidet jedoch einen schrecklichen Verlust, der sie ihre Entscheidung hinterfragen lässt. Sie sehnt sich nach einem anderen, besseren Leben und versucht auch Daniel in dieses andere Leben zu integrieren. Der Roman mutet durchweg melancholisch an. Selbst als Erica eigentlich glücklich sein sollte, herrscht eine traurige Stimmung vor, denn Erica lebt in permanenter Angst, den Halt zu verlieren und ungewollt für unbestimmte Zeit in ein anderes Leben abzudriften. Diese Aufenthalte in ihrer Parallelwelt sind jedoch augenscheinlich nur von kurzer Dauer und Erica verbleibt darin in einer rein beobachtenden Position. Sie kann sich nicht bewegen und sieht nur ihr alternatives Leben, das anders, vermeintlich besser ist. Für diese Quantensprünge wird nach keiner Erklärung gesucht, sondern als Ericas Besonderheit, die sie mit Daniel und ihrer Familie teilt, hingenommen. Ihre "Zeitreisen" sind wenig erkenntnisreich und ihr reale Alltag eher belanglos. Selbst die Beziehung mit Daniel, die als lebensverändernd bezeichnet wird, ist vergleichsweise lieb- und leidenschaftslos geschildert. Die Geschichte dümpelt vor sich hin, bis etwas Tragisches passiert, das in Erica die Sehnsucht weckt, aus ihrem bisherigen Leben zu fliehen. Sie möchte jedoch auch nicht auf Daniel verzichten. Je mehr sie sich hineinsteigert, desto egoistischer wirkt ihr Wunsch. Selbst wenn man in Betracht zieht, dass Erica verstört ist und trauert, macht ihr Bedürfnis, alles haben zu wollen und das Schicksal nicht akzeptieren zu können, sie nicht wirklich sympathisch. Erst ein weiteres tragisches Ereignis führt sie wieder zur Besinnung. Es ist nicht ihre eigene Entscheidung, sondern eine Folge der äußeren Umstände, weshalb das glückliche Ende einen wahrhaft faden Beigeschmack hat. Die etwas fantastische Idee für den Roman hat mir gut gefalle, die Umsetzung der Geschichte ist leider nicht gelungen. Ich konnte mich weder für die flachen Charaktere erwärmen, noch war der Umstand der Reisen in eine Parallelwelt wirklich schlüssig, enthielt Logikfehler und ließ viel zu viele Fragen offen.