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WriteReadPassion

Posted on 12.2.2022

Eine tolle Idee durch ein komplexes & unsympathisches Zimmermädchen vernichtet Bewertung: Das Cover ist originell und auf jeden Fall auffällig. Die Reinigungskraft ist in etwas anzüglicher Szene gestellt, was gesellschaftlich bei uns normal ist. Und hier ist es noch akzeptabel, da sie in keiner eindeutigen Szene dargestellt ist, weder gestisch noch kleidungsmäßig. Der Titel ist allerdings völlig falsch, also der Untertitel. Ich musste im Internet nachschauen, ob das ein englisches Werk ist. Das sieht ganz so aus, denn im Deutschen wird meistens ein unnötiger Untertitel draufgesetzt. Und so ist es hier auch wieder. "The Maid" ist der eigentliche Titel, den die Autorin gesetzt hat und der fehlerhafte Untertitel wurde vom deutschen Verlag ergänzt. Ich frage mich jedes Mal, was das soll?! Molly ermittelt hier gar nicht, sie wird ermittelt. Durch diesen wieder mal unsinnigen Untertitel wurde ein Verlauf vermittelt, der nicht existiert. Und ich bin darauf reingefallen, wie andere Hörer/Leser auch. Ohne etwas Spoiler kann ich keine ausreichend verständliche Rezension hierzu schreiben. Ich möchte ja auch, dass meine Kritiken verstanden werden, dafür muss ich Beispiele nennen. Molly ist eine für mich unsympathische Protagonistin. Warum? Sie lügt sich durch alles durch und hält das für normal. Jeder lügt von uns jeden Tag, merklich oder unmerklich. Molly überschreitet aber stetig die Grenze des alltäglichen Lügens. Sie belügt die Polizei, die Anwälte und das Gericht zu ihrer Zeugenaussage an. Sie verschweigt nicht nur Beweismittel und ihre Entdeckungen, sie lügt einfach eiskalt ohne nachzudenken. Man erfährt als Hörerin/Leserin also keinen Gewissenskonflikt in ihren Gedanken oder Gefühlen, sodass man an diesem Prozess teilnehmen und ihre Handlungen nachvollziehen kann. Sie lügt nicht nur, was den Fall angeht, nein, sie ist eine notorische Lügnerin - das ist ja das Problem und Missfallen meinerseits. Selbst ihre Oma lügt sie in einem sehr schweren Fall an ... Molly ist zudem total naiv (nicht nur ihr ganzes Wesen, sie lässt sich auch stetig mit Männern ein, die offensichtlich keine guten Männer sind - da möchte man sie schütteln), schwerfällig und schwer von Begriff. Sie wirkt oft wie eine geistig Behinderte, und das meine ich ernst und nicht sarkastisch! Man könnte auch schreiben, sie stellt sich dumm an oder ist blöd, das tut und ist sie aber nicht. Sie versteht auch keinerlei Sarkasmus. Auf mich wirkt sie wirklich wie eine Autistin. Wegen ihrer sehr durchdachten Lügen - sie ist voll zurechnungsfähig - wirkt dieser Teil wirklich absurd erfunden. Widersprüchlich. Auch klaut sie den Ehering des Toten, verpfändet ihn und bezahlt mit dem Geld ihre Miete. Behauptet aber durchweg, sich immer an Regeln und Gesetze zu halten. Das wirkt total realitätsfern! ich habe oft das Gefühl gehabt, Molly lebt wirklich in ihrer eigenen Blase und leidet unter Realitätsverzerrung. Es scheint, als kann sie gar nicht anders. Die Autorin erzählt das aber so, als sei das mit dem Rest ihres sanften Wesens vereinbar und man müsse Molly dennoch sympathisch finden. Bemerkenswert sind hier die Versuche der Autorin, Molly sympathisch für uns zu machen. Aussagen wie "Lügen tue ich nicht gern, geht mir gegen den Strich" und ihre Art und Weise mit Menschen umzugehen (außerhalb ihrer Lügenblase), lässt einen doch den Kopf schütteln, und auf mich wirkt das scheinheilig und sogar künstlich gezwungen. Ein weiterer Teil ihrer Persönlichkeit ist ihr Putzzwang. Es wird nie als solcher benannt oder gar umschrieben, aber wer die Symptome dieses Zwanges kennt, kommt hier schon nach kurzer Zeit auf diese Diagnose. Sie ist nur am Putzen. Ihr ganzes Dasein dreht sich um Sauberkeit und Hygiene. Ihre Gefühle, Abscheu gegen Dreck und minimale Abnormitäten und ihre Gedanken kreisen nur darum. Selbst im ernsten Fall, als sie des Mordes verhaftet wird, denkt sie nur an Dreck, Sauberkaut und Umgangsformen. Das geht den ganzen Verlauf über so. Noch ein Teil, der echt genervt hat und bei dem ich nur die Augen gerollt habe. Der Punkt ist ja, dass die Autorin auch das einfach als Normal beschreibt für die Hörer/Leser. Jemand, der keine Ahnung von diesem Zwang hat, hält das vielleicht als normal oder nur als kleine Macke. Aber bei Molly ist das so ausgeprägt, es ist krankhaft bedingt. Dazu gehört, dass auf Grund diesen Zwangs Molly so tut als sei die Arbeit als Reinigungskraft etwas heiliges und es wird in meinen Augen total verherrlicht. Es kommt gar keine Realität rein. Nicht nur, wie diese Menschen verachtet und erniedrigt werden (Molly berichtet nur immer mal, dass sie nicht gesehen wird, das wars), sondern auch körperlich derart harte Arbeit ist, dass man Zuhause nicht fröhlich und motiviert den Putzlappen schwingen kann. Molly kann das. Sie kommt nach der harten Arbeit nach Hause und putzt da dann stundenlang motiviert weiter. Das zeigt umso mehr nochmal ihren persönlichen Putzzwang. Denn solche Menschen, haben den Drang danach, völlig losgelöst von Erschöpfungszuständen. Selbst diese kommen nie durch. Molly ist wie eine Maschine, immer voller Energie. Man muss keine Reinigungskraft sein, um zu erkennen, wie blödsinnig das ist. Aber meine Mutter ist Reinigungskraft. Sie arbeitet im Altenheim für drei Leute. Das ist richtige Akkordarbeit, alles ist zeitbemessen, jeden Tag Überstunden - wenn sie nach Hause kommt, ist sie verständlicherweise total erledigt. Sie bekommt die Wäsche in die Waschmaschine, das wars. Aufräumen oder Putzen - in welcher Art auch immer - gehen bei ihr gar nicht. Dazu kommen die gesundheitlichen Schäden, die diese Arbeit anrichten. Davon hat die Autorin offensichtlich keine Ahnung. Achtung: Hier kommen nochmal explizite Beispiele! Am Ende kommt sogar heraus, dass Molly genau weiß, wer der Mörder des Opfers ist und sie hat ihn die ganze Zeit gedeckt. Als Hörerin/Leserin ist das am Ende eine Überraschung, weil während des Verlaufes keinerlei Andeutungen zutage kommt. Auch kommt raus, dass sie ihre Oma mit einem Kissen erstickt hat, was einen Zusammenhang mit dem aktuellen Fall darstellt. Und während das NATÜRLICH der Gerichtsmedizin bei dem Opfer auffällt, kommt sie bei dem Mord ihrer Oma mit derselben Methode davon. Kein Misstrauen, Verfahren, nichts. Das wird also wirklich so absurd und unrealistisch - ich frage mich wirklich, wie verzweifelt die Autorin war, da sie so viele Situationen künstlich aus dem Nichts gestrickt hat, um Spannung im Verlauf und Sympathien für Molly zu erzeugen ... Selten ist es, dass ich so ausführlich über einen Charakter schreiben kann und muss. Molly ist so vielfältig und trotz meiner Warnung zu Beginn habe ich es geschafft, nicht die Beispiele zu bringen, die ich für nötig hielt. Das ging jetzt auch so umschrieben. Zusammenfassend haben wir es mit einer Frau zu tun, die ~ eine notorische Lügnerin ist. ~ einen extremen Reinigungszwang hat. ~ geistig entweder autistisch oder verwirrt oder einfach nur schwerfällig und schwer von Begriff ist. Eine wirklich merkwürdige und in meinen Augen unrealistische Kombination. Vielleicht gibt es solche Menschen, es gibt ja alles irgendwie. Aber der Versuch der Autorin, all diese Fehler von Molly mit widersprüchlichen Gedanken, Aussagen und Verhalten von Molly zu kombinieren, wirkt verzweifelt künstlich und weckt Abneigung und Distanz zur Figur. Da die Geschichte in der Ich-Erzählung von Molly erzählt wird und sie so extrem viel Platz mit ihren Unzulänglichkeiten (beschreiben wir es mal so höflich) einnimmt, gibt es zu den anderen Charakteren kaum etwas zu berichten. Ich kann es jedenfalls nicht. Zu manchen einen Satz, das war's aber auch. Molly prägt und führt den Verlauf, deshalb ist ja logisch, dass sie im Mittelpunkt der Kritiken steht. Und deshalb sind ihre Unzulänglichkeiten auch so extrem auffällig und erdrückend. Es ist fast wie eine Ein-Frau-Show. Die Autorin hätte das alles abmildern können, wenn sie den anderen Charakteren mehr Platz eingeräumt hätte. Denn von denen hört/liest man kaum etwas. Als ich die Sprecherin hörte, dachte ich direkt "Oh, oh ...". Aber zum Glück konnte ich mich sehr schnell an ihre Stimme gewöhnen und musste auch während des Hörens anerkennen, dass sie recht gut zu Molly und ihrem "autistischen" Teil passt. Trotz Molly - sie ist ja der eigentliche Verlauf - konnte ich das Hörbuch schnell hören. Einmal - bei einem Verhör von Molly - erzählt die Sprecherin undeutlich, was zur Gegenwart gehört und was zur Vergangenheit. Denn Molly erzählt immer wieder aus der Vergangenheit. Stück für Stück erfahren wir mehr über sie und ihr Leben. Aber dieses eine Mal hat mich das verwirrt und ich konnte Gegenwart und Vergangenheit nicht unterscheiden. Fazit: Ja, was bleibt noch ungeschrieben ... mir fällt nichts mehr ein. Die Idee hat mich gelockt, aber die ist zum Teil ja nur Marketing und nicht existent in der Umsetzung und zum größten Teil eben künstlich, unrealistisch und widersprüchlich. So richtig Krimi(nell) ist die Geschichte nicht ... eher ein Kriminalroman. Für mich kein Gewinn. Der Preis ist hier willkürlich gesetzt, der Download kosten mehr als die CD. COVER/TITEL/AUFMACHUNG/MATERIAL ⭐⭐⭐,🌠 AUSGABEN-FORMAT (REIHEN-/EINZEL-/HÖR-/LESEFORMAT) ⭐⭐⭐⭐,🌠 GENRE (VOM VERLAG GESETZT) ⭐⭐⭐ VERLAGSPREIS (ZU TEUER/ANGEMESSEN/GÜNSTIG) ⭐⭐⭐ GRUNDIDEE/THEMA ⭐⭐⭐⭐⭐ ATMOSPHÄRE/SETTING ⭐⭐⭐ ERZÄHLSTIL ⭐⭐⭐ HANDLUNG/VERLAUF ⭐⭐⭐ CHARAKTERE ⭐⭐,🌠 SPRECHERIN ⭐⭐⭐⭐

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