marieause
Cosy crimes, die in England spielen und bei denen "ältere Herrschaften" zum Detektiv mutieren, haben gerade wohl Konjunktur. Das finde ich gewagt, denn die gute, alte Miss Marple ist da als Überfigur einfach unerreichbar. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und Judith Potts, unsere Protagonistin hier, hat mein Herz tatsächlich gewonnen! Sie ist schon auch schrullig, aber keine Miss Marple-Kopie. Mrs. Potts lebt in einem feudalen Herrenhaus, das allerdings nur von außen so herrschaftlich wirkt. Innendrin sind leichte Messie-Züge nicht zu verleugnen. Und auch sonst entspricht Judith Potts so gar nicht meiner Vorstellung einer älteren englischen Dame. Sie mag Scotch, trägt ungewöhnliche Badekleidung und findet das Alleine-Leben ganz vortrefflich. Ihr Leben ist recht geruhsam. Bis sie Zeugin eines Mordes wird! Da die Polizei untätig ist, nimmt sie kurzentschlossen die Ermittlungen selbst in die Hand... Das Buch überzeugt nicht durch seinen spannenden Kriminalfall. Der plätschert so vor sich hin. Erstaunlicherweise machte mir das aber rein gar nichts aus, denn die drei Frauen, die den Fall wuppen, sind so schön schräg und liebenswürdig geschildert, dass das Lesen einfach nur Freude gemacht hat. Dazu die einladende britische Umgebung, hach, auch wenn ich Scotch nicht mag, eine Fruchtbonbondose mit Bonbons, die in Puderzucker aufbewahrt werden, werde ich mir für den hoffentlich bald folgenden nächsten Band der neuen Krimireihe auf jeden Fall bereit legen. Warum? Dazu muss man das Buch lesen... Volle Punktzahl für den Marlow Murder Club!