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marcello

Posted on 8.2.2022

Mit „Someday, Someday“ ist nun also der letzte Band aus der Only Love-Reihe von Emma Scott erschienen und ich war im Vorfeld doch wirklich gespannt. Zwar gibt es bei New Adult inzwischen tendenziell deutlich mehr LGBTQ-Geschichten, oft bei den Nebenfiguren, aber auch bei dem Hauptpärchen, wobei es dann oft so ist, dass es spezielle Autor*innen gibt, die sich dieses Themas annehmen und die sich dann oft auch selbst als queer bezeichnen. Es ist ganz ähnlich wie bei der Diskussion, von wem queere Rollen dargestellt werden sollen, aber ich finde es gut, dass Scott uns hier ein homosexuelles Paar anbietet, denn sie trägt dazu dabei, diese Liebesgeschichten auf dem Buchmarkt zu etablieren, weil es traditionell einfacher ist gehört zu werden, wenn man ohnehin schon einen Namen hat. Wie hat mir nun also die gemeinsame Geschichte von Max und Silas gefallen? Max kennen wir schon aus dem zweiten Band, wo er der Sponsor von Darlene war. Leider war sein Auftritt dort geringer, als man zunächst hätte vermuten können, da er doch recht früh nach Seattle gegangen ist. Nun erleben wir ihn vor Ort und lernen ihn als Person richtig kennen. Mit ihm hat Scott auch fantastische Arbeit geleistet, weil er einfach eine Figur ist, die man schon mit der ersten Seite lieben lernt. Es ist zu merken, dass Max ein durch und durch guter Mensch ist, der sich oft selbst zurückstellt zum Wohle anderer und der genug eigene Dämonen hat. Schon alleine die Szene, als er mal wieder eine Schicht in der Notaufnahme beendet hat, psychisch völlig ausgeknockt ist, aber aus einem Pflichtgefühl heraus einfach arbeitet und arbeitet. Seinen inneren Kampf dazu, habe ich sehr gut nachvollziehen können. Aber vor den Hintergründen ist es kein Wunder, dass Max das Herz der Geschichte ist. Er ist der, für den man am meisten fiebert, der mit seinen Taten alles in mir berühren konnte und der so viel Verständnis für seine Mitmenschen hat, dass es ein riesiger Sieg ist, als er zum Ende hin einmal ganz für sich alleine einstehen kann. Das war dann eine Verneigung wert. Dennoch fand ich es insgesamt etwas schade, dass an Max‘ Fassade nicht etwas mehr gerüttelt wurde. Bei Darlene im ersten Band fand ich es positiv, dass wir keinen Rückfall von ihr erlebt haben, weil es nicht immer sein muss, aber bei Max hätte es in dieser Geschichte schon gepasst, ihn ganz an seine Grenze zu treiben. So toll Max auch war, hat sich bei mir nämlich der Eindruck aufgedrängt, dass es eigentlich die Geschichte von Silas war, weil bei ihm wirklich alle Register gezogen worden sind. Es war natürlich auch eine Geschichte von ihnen als Paar, weil Max Silas geholfen hat, zu seiner Sexualität stehen zu können und er ihm wiederum geholfen hat, seinen Berufsweg zu finden und seine Grenzen zu setzen. Dennoch liest man in meiner Beschreibung ein gewisses Ungleichgewicht heraus, weil Silas definitiv die größere Reise hinter sich hat und weil er dabei Max viel zu oft vor den Kopf gestoßen hat. Deswegen will ich jetzt nicht argumentieren, dass Silas der Falsche für ihn ist, aber das ist eben der Grund, warum mir Silas so dominant erschien. Dennoch ist auch er eine sympathische Figur, die etwas Anlauf braucht, weil er zunächst ja völlig dichtmacht, aber spätestens mit den Gedanken, dass er den Weg des Unternehmens beenden wollte, Sucht zu fördern, war für mich völlig klar, dass auch Silas eine spannende Figur werden wird. Und dem war auch auf jeden Fall so, weil Scott an ihm auch eindrucksvoll die Folgen von PTBS dargestellt hat. Es war absolut authentisch, dass Silas immer wieder in alte Muster zurückgefallen ist, weil es nur kleine Auslöser braucht, um das Trauma zu entfachen. Es war zwar anstrengend für mich als Leserin manchmal, aber das habe ich gerne in Kauf genommen dafür, dass ich den Eindruck hatte, dass es hier um eine authentische Darstellung geht. Ein riesiges Kompliment möchte ich auch dafür aussprechen, wie sich Scott hier mit Sucht ausgesetzt hat. Sie hat es weniger an den Figuren selbst gezeigt (was vielleicht noch das letzte I-Tüpfelchen gewesen wäre), sondern an der Opioid-Krise, die sie im Nachwort mittels des Sachbuchs „Dopesick“ anspricht und das inzwischen sehr empfehlenswert von Hulu adaptiert wurde. Die gleichnamige Serie ist bei uns in Deutschland bei Disney+ zu streamen und viele Kernpunkte hat Scott hier durch Marsh aufgegriffen und natürlich wirkt Silas Vorhaben am Ende eigentlich zu gut, um wahr zu sein, aber es hat eben auch gezeigt, dass es die mit viel Geld braucht, um das Ruder bei vielen Themen auf der Erde rumzureißen. Insgesamt hat es aber wieder eindrucksvoll gezeigt, dass NA nicht immer nur „Liebesgedöns“ ist, sondern dass es abseits davon sich mit sehr relevanten Themen anschaulich auseinandersetzen kann. Fazit: „Someday, Someday“ ist ein gelungener Abschluss der Only Love-Reihe, die eine überzeugende LGBTQ-Geschichte abbildet. Ich fand beide Herren als Einzelfiguren herrlich, ich mochte auch ihr Miteinander, aber die Geschichte war mir auch etwas zu einseitig, Max hätte ich manchmal noch gerne mehr gegönnt. Nichtsdestotrotz sehr empfehlenswert, weil auch die Themen Opioid-Krise und PTBS ansprechend dargestellt worden sind.

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