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Chief Propaganda Officer

Posted on 7.2.2022

Judith Potts ist 77 Jahre alt und wohnt allein in einem großen Herrenhaus. Sie müsste nicht arbeiten, entwickelt aber trotzdem für diverse Zeitungen Kreuzworträtsel. Diese Tätigkeit sowie das Nacktbaden in der Themse, die direkt am Haus vorbeifließt, halten sie fit. Als sie eines heißen Sommerabends wieder einmal nackt in der Themse planscht hört sie einen Schrei vom Nachbargrundstück, danach einen Schuss. Die Polizei will ihr nicht glauben, dass etwas passiert ist, also sucht sie selbst - und findet die Leiche ihres freundlichen Nachbarn. Als wenig später ein zweiter Toter auftaucht und dann gar noch eine dritte Leiche ist Judith klar: In Marlowe geht ein Serienmörder um und die Polizei braucht ihre Hilfe. Sie selbst rekrutiert eine Mannschaft aus zwei anderen Damen und gemeinsam gehen sie ans Recherchieren. Ich bin ein absoluter Fan von Agatha Christie und bei den neueren englischen Krimis/Cosy Crimes hat es mir der Donnerstagmordclub angetan - auf dessen Erfolg ziemlich offensichtlich sowohl der Titel als auch die Prämisse aufspringen möchte. Und es hätte natürlich auch klappen können. Allerdings hapert es hier an allen Ecken und Enden. Im ersten Moment hat man das Gefühl, der Autor wollte starke und intelligente Frauenfiguren entwickeln - tatsächlich haben sich die, besonders Judith, ziemlich oft ziemlich dämlich angestellt. Es ist auch nicht hilfreich, dass man sich hier eines bei Krimilesern sehr bekannten Themas bedient, um den Fall zu entwerfen, das wird sehr schnell offensichtlich. Man bekommt nur wenig Zugang zu den Charakteren und gerade die Hauptcharaktere der Geschichte sind entweder blass oder nicht sonderlich sympathisch. Dazu kommt, dass gern innerhalb der Absätze die Perspektive gewechselt wird, was wirklich störend ist. Aber am schlimmsten war das Ende. Davon abgesehen, dass der Täter normalerweise einfach geschossen hätte anstatt sich stundenlang ein Ohr abkauen zu lassen, sorgt ein umgestürzter Baum dafür, dass man scheinbar auf Tausenden Kilometern nicht mehr weiterkommt und eine Nichtschwimmerin mit Hund olympische Leistungen vollbringt. Alles in allem hätte es eine amüsante, very british Lektüre werden können, wenn die Umsetzung mehr Liebe und Können erfahren hätte. 2,5/5 Punkten.

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