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Babscha

Posted on 2.2.2022

„Über Wahrheit: Selbst wenn du den Eindruck hast, niemand wolle deine Wahrheit hören, bist du es dir selbst und deinem Gewissen schuldig, sie auszusprechen“ Ein toller Mensch, dieser Benjamin „Ben“ Ferencz, der hier seine Lebensgeschichte erzählt und heute im 102. Lebensjahr steht. Noch als Kleinkind mit seinen jüdischen Eltern 1920 aus dem damaligen Transsilvanien nach Amerika geflohen, wächst er unter schwierigsten Umständen in harten Stadtteilen New Yorks auf und schafft es trotz geringer Körpergröße mittels seiner Intelligenz und Cleverness, sich überall durchzubeißen, nicht in die Kriminalität abzurutschen, sondern schafft es später bis an die Harvard Law School, wo er in den Kriegsjahren seinen Jura-Abschluss macht. Er ist Teil der amerikanischen Befreiungsarmee in Europa und wird 1945 aufgrund seiner Fähigkeiten und seiner absoluten Geradlinigkeit Chefankläger in den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen, Verhandlungsführer mit der Bundesrepublik bzgl. Wiedergutmachungsleistungen an die Opfer des Nationalsozialismus und kämpft später nach Aufgabe seiner Tätigkeit als Anwalt in den USA jahrzehntelang unermüdlich für die Gründung eines Internationalen Strafgerichtshofs, der tatsächlich 2002 in Den Haag installiert wird. Die trotz seiner unsäglich belastenden Erlebnisse zu Kriegszeiten bei den KZ-Befreiungen immer positive Lebenseinstellung und Weltsicht Ferencz´s, dem materielle Güter wenig bedeuten und der sich Zeit seines Lebens für eine bessere Welt ohne Kriege eingesetzt hat, maßgeblich unterstützt durch seine Frau, mit der er bis zu ihrem Tod 84 Jahre zusammen war, ist faszinierend und ganz in seinem Sinne als Ansporn für alle gedacht. Die Erzählweise des Buches im steten Wechsel von ernsthaftem Anliegen und unterschwellig immer wieder mal eingestreutem Humor überzeugt und sichert ein tolles, intensives Leseerlebnis. Empfehlung!

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