Maya Rottenmeier
3,5 Sterne Ankerliebe entführt mich in meine Sehnsuchtsstadt Hamburg, die ich leider noch nie persönlich kennengelernt habe, aber dank des Buches habe ich ihre Luft geatmet, den Kiez besucht, Ausflugsfahrten auf der Johan III unternommen und hautnah Jettes Alltag miterlebt. Und ich feiere die Franzbrötchenliebe der Familie Adams und bin so froh, das sie ihren Weg aus dem Norden auch in die Bäckereien unseres kleinen Städtchens in Oberfranken gefunden haben. Zu den Figuren: Piet Adams ist für mich der unangefochtene Star in dieser Geschichte. Er ist 5 Jahre alt und lebt zusammen mit seiner Mutter Jette und seinem Opa Johan auf einem Hausboot in Hamburg. Piet hat eine große Liebe zu Ankern und daraus eine liebenswerte Macke entwickelt. Dieses Kind ist so aufgeweckt, direkt, scharfsinnig und absolut gut, das er mir mit einem großen Satz ins Herz springt. Jette, Piets Mutter, arbeitet bei Nord Event als Eventmanagerin und ist eine hingebungsvolle Mutter. Ihr Charakter ist angenehm, warmherzig, leise und einfach zum ins Herz schließen. Dann sind da noch Joris, Jettes Bruder und Mats, Jettes heimlicher Jugendschwarm und Freund von Joris. Zur Umsetzung: Der Schreibstil liest sich weitestgehend flüssig und bietet mir ein beeindruckendes Hamburgerlebnis. Mein Kopf ist voller Bilder und die leckersten Düfte erreichen mich, sobald gegessen wird. Also meistens. Piet sorgt da manchmal für andere Eindrücke, was mich zum Lachen bringt. Überhaupt ist der Humor ein wichtiger Bestandteil der Geschichte, der immer wieder seinen Auftritt bekommt und der Geschichte ihre Leichtigkeit schenkt. Ich erfahre alles aus der Ich-Perspektive von Jette in der Vergangenheit und habe mir mehr als einmal die Sicht von Mats dazu gewünscht. Er bleibt mir zu blass und somit weit hinter seinen Möglichkeiten zurück. Ankerliebe ist eine ruhige Liebesgeschichte, die erst im letzten Drittel etwas Tempo erreicht und mir ein zauberhaftes Ende beschert. Dabei genieße ich die Wohlfühlatmosphäre, die sie dabei verströmt. Einzig die Verbindung zwischen Mats und Jette kommt mir zu kurz und damit einige Emotionen. Hier fehlen mir essenzielle Gespräche und gemeinsame Zeit, die die beiden kaum verbringen dürfen. Ständig kommt etwas dazwischen und bis zu einem gewissen Punkt ist das okay, aber sobald dieses Spiel die Balance verliert, wird es mir zu viel und hier ist es leider so. Zu vieles bleibt unausgesprochen, was ich sehr schade finde. Mein Fazit: „Ankerliebe“ ist eine leise Lovestory, die mit einem großartigen Setting und liebenswerten Figuren punktet. Einzig die Emotionen rutschen für meinen Geschmack zu sehr in den Hintergrund und ich finde, dass der Anteil der Liebesgeschichte vernachlässigt wird. Jette und Mats bekommen nicht den Raum, den sie zusammen brauchen, um mich voll abzuholen. Sobald sie sich aber einander nähern dürfen, prickelte alles in mir. Das ist jetzt das dritte Buch von Leonie Lastella für mich und leider auch das Schwächste in der Umsetzung. Dennoch hatte ich eine tolle Zeit in Hamburg und hoffe einmal mehr, mir diese geniale Stadt endlich einmal anschauen zu dürfen. Von mir erhält „Ankerliebe“ 3,5 Sterne von 5 und eine Leseempfehlung. Wo keine halben Sterne möglich sind, runde ich auf.