Lesen macht glücklich
Märchen für Erwachsene Dieses Buch ist ein Märchen in einer klassischer Art, mit einem Schema, das strikt zwischen Gut und Böse trennt und mit einem guten Jungen, dem alles Leid der Welt seiner Seele nichts anhaben kann. Er bleibt gütig gegenüber allem Schlechten in der Welt und mutig in seinem Handeln. Dieser Junge hat einen schwarzen Hahn bei sich, der ihm auf Schritt und Tritt hin folgt. Seit der Vater dieses Jungen die komplette Familie in einer Tat des Wahnsinns alle bis auf den Jungen darnieder gemetzelt hat. Der Junge muss viele Abenteuer bestehen, um etwas über sein Leben und seine Zukunft herauszufinden. Dabei lernt er viele wichtige Lektionen. Die Zukunft birgt die Vergangenheit Martin ist ein Junge aus einfachen Verhältnissen. Ein Waise, der früh seine ganze Familie durch eine blutrünstige Tat seines Vaters verlor, der dem Wahnsinn verfallen war und alle mit der Axt ermordete. Alle bis auf Martin. Seitdem begleitet den Jungen immer ein schwarzer Hahn. Viele aus dem Dorf denken, dass Martin einen Pakt mit dem Teufel geschlossen hat. Während viele in der ländlichen Gegend dem Aberglauben hinterherlaufen, ist Martin ein gescheiter Junge, der Zusammenhänge erkennt und diese auch logisch herleiten kann. Eines Tages kommt ein Maler in das Dorf, der in der Kirche ein Wandgemälde über Jesu‘ Kreuzigung anfertigen soll. Mit diesem Maler freundet sich Martin an und nach getanem Werk schließt er sich dem Maler an und geht mit ihm auf Reisen und unterstützt ihn bei seinen Arbeiten. Beide erleben dabei kuriose Geschichten, die für zwei Leben reichen. Doch auch die Pest, die gerade über die Bevölkerung richtet, schont auch diese beiden nicht. Nach und nach leiden beide Hunger und der Maler hat es auf Martins Hahn abgesehen, der, wie sich mittlerweile herausgestellt hat, sprechen kann. Also geht Martin seine eigenen Wege und landet letztendlich auf einer Burg, wo seltsame Geschichten kursieren, die mit einem Mythos aus seinem Dorf (und anderen Ortschaften) übereinstimmen, dass einmal im Jahr dunkle Reiter ausschwärmen, um einen Jungen und ein Mädchen zu entführen. Das scheint mit dieser Burg und ihrer Herrscherin zusammenzuhängen. Und auch Martins Familiengeschichte hat wohl einen Bezug zu dieser Burg und den schrecklichen Geschichten, die hinter diesen Mauern lauern. Ein wacher Geist in einer undankbaren Welt Wäre die Shortlist zum Debütpreis nicht gewesen, dann hätte ich dieses Buch garantiert nicht gelesen. Zum einen wurde es schon an vielen Stellen hoch und runter besprochen, ich habe es somit zu oft auf den sozialen Kanälen gesehen und damit vermeintlich schon gekannt. Ein bekanntes Dilemma, wenn man viel auf Instagram und Facebook unterwegs ist und den entsprechenden Kanälen folgt, die oftmals ähnliche Bücher besprechen. Zusätzlich reizte mich das Thema nicht richtig und im Nachhinein muss ich sagen, bloß gut, dass ich es für die Juryarbeit lesen „musste“. So konnte ich mir ein modernes Märchen klassischer Machart vornehmen, das mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen hat. Mit einer einfachen, klaren Sprache zeigt uns Stefanie vor Schulte mit Martin einen Charakter, der vor allem gütige Wesenszüge in sich trägt, die unserer Gesellschaft heutzutage gut zu Gesicht stehen würden. Bei allem Leid was er sieht und was ihm selbst widerfährt nutzt er dieses nicht aus, sondern hilft anderen Menschen in ihrer Not und erst zum Schluss sich selbst. Zusammen mit dem sprechenden und titelgebenden schwarzen Hahn ergeben sich daraus sehr märchenhafte Züge, denn man weiß darum, dass Martin am Ende dieser Geschichte unbeschadet herauskommen wird, was nicht unbedingt realistisch wirkt bei allem Bösen, was er zu Gesicht bekommt, aber der Machart „Märchen“ entspricht. Die Geschichte selber ist recht simpel gestrickt, besitzt einen großen Erzählbogen, der sich mit Martins Vergangenheit und dem, was seiner Familie zugestoßen ist, beschäftigt. Dazwischen erleben wir viele kleinere Geschichten, die mit dem Leben von Martin nicht direkt in Verbindung stehen, ihn aber immer weiter dahin bringen, ohne das er es bemerkt. Diese zeigen eine mittelalterliche, patriarchisch geprägte Welt. Insgesamt birgt der Roman keine große Moralkeule, sondern erzählt märchenhaft die Geschichte eines Jungen, der seine Geschwister und Eltern an den Wahnsinn des Vaters verloren hat und sich erst selbst in dieser finsteren Welt zurecht finden muss. Die Geschichte zeigt, wie sich der Kreis schließt und Martin sein Leben beginnen kann. Es ist eine zwar einfache Geschichte, aber auch gute Geschichte, die man schön zwischendurch lesen kann und die einen gut unterhält. Nicht mehr und nicht weniger.